Tobias Aistleitner ist Projektleiter und Chefkoch beim Samariterbund Suppentopf. Was in seiner Küche passiert und wer davon profitiert: Wir haben Tobias beim Suppentopftermin im Donauzentrum zum Gespräch gebeten.
Wie entstand die Idee zum Suppentopf?
Für Obdachlose gibt es bereits einige Einrichtungen, in denen die Betroffenen mit warmen Speisen versorgt werden – zum Beispiel in der Gruft. Für Menschen, die an oder unter der Armutsgrenze haushalten müssen, gibt bzw. gab es bis dahin allerdings nichts dergleichen. Aus Gesprächen mit den Kundinnen und Kunden unserer Sozialmärkte wussten wir aber, dass immer mehr mit der Leistbarkeit von einfachsten Lebensmitteln hadern, sich also schlichtweg nicht oder kaum noch leisten können, selbst zu kochen.
Du warst also von Beginn an dabei?
Ja! Ich habe mich auch sofort dafür entschieden, das Projekt zu übernehmen, als ich gefragt wurde. Und mit der Umsetzung haben wir uns auch keine Zeit gelassen: Die Idee entstand Ende Oktober 2022, am 4. November haben wir bereits zum ersten Mal gekocht. Allerdings war unsere Küche noch nicht ganz eingerichtet, so sind wir kurzerhand auf die Feldküche ausgewichen (lacht).
Das erste Jahr ist also geschlagen. Die Küche im 20. Bezirk steht, man sieht dir die Freude am Beruf an. Was macht für dich den Reiz deiner Arbeit aus?
Es ist ja nicht nur so, dass es einfach eine coole Idee ist – man freut sich jedes Mal aufs Neue über die Dankbarkeit der Leute bei der Essensausgabe. Und was noch dazu kommt: Ich lerne auch in der Küche jeden Tag neue Menschen kennen, habe sozusagen täglich neue Kolleginnen und Kollegen, weil immer neue Freiwillige mit dabei sind. Gemeinsames Kochen schweißt zusammen, dementsprechend reizvoll ist es auch für mich selbst – wenn man Zeit und Arbeit reinsteckt, muss man voll dahinterstehen, das gilt generell.
Nach einem Jahr wird man auch oft nach einem Resümee gefragt…
Ursprünglich war die Zielsetzung, dass wir ein bis zweimal pro Woche für eine unserer Einrichtungen warmes Essen bereiten. Durch Corporate Volunteering und all jene, die sich privat gerne ehrenamtlich engagieren, herrscht in der Küche wochentags mittlerweile stets reger Betrieb. Insgesamt haben wir im ersten Jahr dadurch rund 20.000 Portionen punktgenau zu jenen Menschen gebracht, die diese Unterstützung auch dringend benötigen.
Was sagst du Interessierten, denen es jetzt vielleicht schon in den Fingern juckt?
Einfach vorbeikommen und selbst ausprobieren! Jede und jeder kann mit Freunden, Familie, geliebten oder ungeliebten Bekannten vorbeikommen (lacht). Was wir hier machen, ist nachhaltig und schweißt zusammen: Wir arbeiten mit regionalen Zutaten, haben Spaß beim Kochen und bieten Menschen danach eine Möglichkeit, zusammen zu kommen, zu tratschen. Es gibt ja nichts Gemütlicheres, als gemeinsam am Esstisch zu sitzen!
Abschließend vielleicht noch ganz kurz: Worüber möchtest du in einem Jahr berichten, wenn wir einander hier wieder treffen?
Die Frage ist ja: Wollen wir wachsen? Der Hintergrund unseres Engagements ist ja kein positiver. Wir würden uns alle wünschen, dass niemand auf kostenlose warme Mahlzeiten angewiesen wäre. Wir können mit unserem Suppentopf keine grundlegenden Probleme lösen, wir können allerdings daran arbeiten, noch mehr und noch zielgerichteter zu helfen.
Bertram Gross
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