Die beiden Leiter des Zentrallagers für den Samariterbund Wien zeigen, dass sie in ihrer 7.000 qm großen Halle weit mehr als nur spektakuläre Fahrzeuge untergebracht haben.
Würden Thomas Kiesling und Florian Götschhofer beim Theater arbeiten, wären sie zugleich Bühnenbildner und -arbeiter, Requisiteure, Fundusverwalter und Werkstättenleiter. Denn ihnen untersteht das große Zentraldepot des Samariterbund Wiens. Hier wie dort gilt: Wenn niemand sie bemerkt, niemand an sie denkt, haben sie ihren Job perfekt erledigt. Er beinhaltet neben anderem die komplette Logistik für den Samariterbund Wien zu organisieren – von der Lagerung und Wartung über die Bereitstellung bis hin zur Auslieferung und Betreuung vor Ort von Fahrzeugen, Material und Infrastruktur jeglicher Art.
Wer die 7.000 Quadratmeter messende Halle betritt, dem fällt wohl als erstes der beeindruckende Fuhrpark auf: vom Elektrofahrrad bis zum 26-Tonner. Motorräder und -roller stehen genauso zur Verfügung wie Wägen für den Notarzteinsatz und Ambulanzdienste. Dazu einige Busse, Quads, Kleinlastfahrzeuge, ein Foodtruck sowie ein altes Feuerwehrfahrzeug, das für technische Einsätze genutzt wird. Buchstäblich ein Höhepunkt ist ein LKW mit gut 20 Meter hohem Kranarm, der Container ebenso versetzen kann wie reparaturbedürftige Boote. Insgesamt sind über 30 Fahrzeuge einsatzbereit. Auch zwei LKW als Wechselladefahrzeuge. „Wir haben viel auf Container umgestellt. Sie sind variabel in der Befüllung, leicht austauschbar und haben wenig Fixeinbauten“, erklärt Kiesling, Leiter Logistik und Katastrophenhilfsdienst sowie stellvertretender Landesrettungskommandant. „Dank der zahlreichen Befestigungsmöglichkeiten lässt sich so ganz Unterschiedliches transportieren. Ob das eine Palette mit 1.500 kg Nudeln oder zwei große Notstromaggregate sind.“ Und Götschhofer, Kieslings Stellvertreter, ergänzt: „Die Container sind so modular gestaltbar, dass sie auch in 15 Jahren durch Umbau noch den dann herrschenden Anforderungen anpassbar sind. Maximal flexibel.“ Mit dem Vorhalten für Einsätze ist es indes nicht getan – die Fahrzeuge muss man auch bewegen und warten, wenn sie gerade nicht gebraucht werden.
Auch Ausrüstung für Sanitätsdienste gelagert
Doch nicht nur Hilfsmittel zur Fortbewegung sind hier untergebracht, sondern etwa auch Material für die Marketing-Abteilung bei Öffentlichkeits-Events. Der Tag des Samariterbundes ist dabei ein Fixpunkt, der mit einem erheblichen Arbeitsaufwand verbunden ist. Denn dort steht die Logistik nicht nur im Hintergrund, sondern es werden Fahrzeuge und Boote für und vor Publikum präsentabel ausgestellt.
Ebenfalls in der Halle: eine umfangreich bestückte und stetig wieder aufgefüllte Medikamentenkammer, sie dient der Ausrüstung der Sanitätsdienste. Rund 60 Zelte findet man außerdem hier, Beatmungsgeräte, Defibrillatoren, Reanimationsmaschinen, Bekleidung, Betten und vieles andere mehr. Eingeschulte Mitarbeiter halten all das permanent in einem Zustand der sofortigen Einsatzbereitschaft; ein enormer Aufwand, der viel Zeit und Geld kostet. Beispiel Zelte: „Wenn sie im Dienst waren, werden sie in der Halle wieder aufgestellt, müssen unter Umständen getrocknet werden, jedenfalls gewaschen und imprägniert, bis sie dann irgendwann im Körbele landen“, erläutert Götschhofer. „Das gilt genauso für das Quad, das Boot, den LKW. Das ganze System ist aufwendig und arbeitet nicht nebenbei, was aber niemand mitbekommt, der im Akutfall die einsatzbereiten Sachen kriegt.“
Im Katastrophenfall innerhalb einer Stunde auf der Straße
Alltag sind für das Logistik-Team vor allem die Ausrüstung von Sanitätsdiensten, aber auch die Belieferung der Sozialmärkte und anderer Samariterbund-Einrichtungen mit gespendeten Waren. Im Katastrophenfall geht alles ganz schnell. „Die Einsätze sind grundsätzlich sehr dynamisch. Aber es ist möglich, dass wir innerhalb einer Stunde unsere Sachen auf der Straße haben. Da gibt es Standard operating procedures (SOP), die uns helfen. Etwa für medizinisches Material, Personenrucksäcke, Wasser- und Stromerzeuger“, unterstreicht Kiesling. „Bei Alarmierung geben wir Haupt- und Ehrenamtlichen gleichzeitig Bescheid. Meistens übernehmen die Freiwilligen die Transporte und herinnen richten jene alles her, die sich im Lager gut auskennen.“ Indes nicht allein auf Vorhandenes greift die Logistik zurück, sondern besorgt je nach Anlass auch Neues. Im Falle einer Flutkatastrophe etwa in Baumärkten Bautrockner und Gummistiefel.
Das Team für all diese Aufgaben ist überschaubar: So betreuen nur drei administrative Kräfte das Lager – inklusive Thomas Kiesling und Florian Götschhofer. Als Lenker und Lagermitarbeiter sind noch mal acht Leute tätig. Es gibt knapp 30 ehrenamtliche LKW-Fahrer. Man kann einen Rettungs-C-Schein-machen, den Kran- und den Staplerschein.
Der gesamte Aufwand rechtfertigt sich aus einer nie exakt vorhersehbaren Gefahrenlage, der man trotzdem guten Gefühls entgegenblicken kann: „Wir sind optimal vorbereitet“, sagt Kiesling. Wir spenden Applaus!
Michael Brommer
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