Nach dem schweren Beben in der Türkei und in Syrien wurden innerhalb kürzester Zeit Rettungskräfte aus aller Welt in das Katastrophengebiet entsandt. Auch der Samariterbund beteiligte sich mit einem Experten-Team am Einsatz.
In der Nacht des 6. Februar 2023 erschütterten Erdstöße der Stärke 7,8 die Türkei und Syrien. Das Erdbeben war in der Region eines der verheerendsten der letzten Jahrzehnte. Straßen und Häuser wurden weiträumig zerstört, zehntausende Menschen unter eingestürzten Gebäuden verschüttet. Die internationale Katastrophenhilfe lief sofort an – ganz nach dem Motto: „Wer rasch hilft, hilft doppelt“. Eingebettet in den EU-Zivilschutz-Mechanismus, war auch der Samariterbund Teil dieser koordinierten Rettungsmaßnahmen. Konkret schickte der ASBÖ eine fünfköpfige Abordnung seiner Auslandskatastrophenhilfe-Einheit SA-RRT (Samaritan Austria – Rapid Response Team) in die Türkei. An Bord waren eine Ärztin, technische Rettungsspezialist:innen sowie Hundeführerinnen mit ihren drei Trümmersuchhunden. Die fünf Samariter:innen bildeten mit der SARUV (Search and Rescue Unit Vorarlberg) ein gemeinsames „Medium Urban Search and Rescue“-Team (MUSAR) aus 32 Personen.
Erfolgreiche Mission
Eine Woche lang waren die Rettungskräfte vor Ort, arbeiteten unter Hochdruck in Zwölf-Stunden-Schichten. Mit vereinten Kräften gelangen vier Lebendrettungen, darunter ein 15-jähriges Mädchen, das rund 110 Stunden unter den Trümmern eines eingestürzten Hauses lag. Die Erdbeben-Expert:innen mussten für diese Rettung einen eigenen Tunnel durch die Schadstelle graben. Anna Grabner-Strobach vom SA-RRT erinnert sich zurück: „Das Gefühl, eine gerettete Person über den Trümmerkegel zu tragen, werden wir nie wieder vergessen. Alle Strapazen, die eisigen Temperaturen, die Mühen sind auf einmal vergessen – man spürt nur noch Glück.“ Benjamin Manahl, Bundeseinsatzleiter der ASBÖ-Katastrophenhilfe, ergänzt zufrieden: „Auf Momente wie diese trainiert unser SA-RRT hin. Das Team konnte in der Türkei seine Fähigkeiten perfekt umsetzen und hat trotz Kälte und zerstörter Infrastruktur Unglaubliches geleistet.“
Klare Strukturen helfen beim Helfen
Nach einem Erdbeben zählt jede Sekunde. Es gilt, internationale Katastrophenhilfe-Einheiten so schnell wie möglich und gut koordiniert ins Krisengebiet zu bringen. Wie gehen diese grenzüberschreitenden Hilfseinsätze vonstatten? Welche Regelungen greifen im Hintergrund, damit trotz der dramatischen Begleitumstände eine geordnete Vorgehensweise gewährleistet ist – über Landes- und Sprachgrenzen hinweg? Benjamin Manahl verweist hier auf weltweite Standards und Koordinierungsstrukturen: „Wir orientieren uns im Katastrophenfall streng an den Vorgaben des EU-Zivilschutz-Mechanismus bzw. der International Search and Rescue Advisory Group (INSARAG). Bei einem Erdbeben dieser Größenordnung ist es essenziell, sich an internationale Richtlinien zu halten. Allein loszulaufen wäre völlig kontraproduktiv, nur in der Zusammenarbeit mit hoch spezialisierten internationalen Teams kann man effizient und zeitnah helfen.“ Sobald vom betroffenen Land, in diesem Fall der Türkei, ein offizielles Hilfeersuchen gestellt wird, greift ein Rädchen ins andere. Das gilt bei der Mobilisierung genauso wie dann später im Einsatzgebiet. Nicht nur die Abläufe sind einheitlich und genau vorgegeben, auch die Fähigkeiten bzw. Kapazitäten sowie die Ausstattung der Teams sind aufeinander abgestimmt. Wird zum Beispiel eine „Medium Urban Search and Rescue“-Einheit angefordert, ist damit weltweit definiert, welche Expert:innen mit welchen speziellen Ausbildungen bereitgestellt werden müssen und welches technische Equipment mitzubringen ist. Diese grenzüberschreitende Vereinheitlichung gewährleistet, dass man bei Großkatastrophen schnell und gemeinschaftlich reagieren kann. „Wir trainieren zudem regelmäßig bei internationalen Übungen, damit wir für die Einsätze gut vorbereitet sind. 2021 fand übrigens eine mehrtägige Großübung, die EU MODEX Tekirdag, in der Türkei statt, was uns bei diesem Erdbeben-Hilfseinsatz natürlich auch zugutekam“, erklärt Benjamin Manahl.
Einmal mehr hat sich gezeigt, wie wichtig grenzüberschreitende Hilfe und Solidarität sind und dass auf den Samariterbund immer Verlass ist.
Grenzenlose Solidarität
Der Samariterbund ist stolz auf die beeindruckende Leistung seiner Katastrophenhilfe-Einheit. „Eigentlich waren nicht fünf Samariterinnen und Samariter vor Ort, sondern alle 150 SA-RRT-Mitglieder. Die gute Performance im Ernstfall war das Ergebnis des großen Engagements aller Ehrenamtlichen, die das ganz Jahr über unermüdlich für den Ernstfall trainieren!“, betonte Bundesgeschäftsführer Reinhard Hundsmüller nach der Rückkehr des SA-RRTs aus der Türkei. „Ich sage Danke! Ihr alle habt mit eurer Arbeit den Menschen im Katastrophengebiet Hoffnung gegeben. Einmal mehr hat sich gezeigt, wie wichtig grenzüberschreitende Hilfe und Solidarität sind und dass auf den Samariterbund immer Verlass ist.“
Franziska Springer
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