"Zimmer mit Aussicht“

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Glückliche Kindheit, Studium an der WU, steile Berufskarriere, erfüllte Beziehung und zwei Kinder. Das Leben des heute 53-Jährigen Andreas glich noch vor zehn Jahren dem einer Bilderbuchfamilie. Doch dann kam eine schwere Erkrankung seiner Mutter: Aufgrund des hohen Pflegeaufwandes verlor Andreas seinen Job, bald darauf folgte die Scheidung. Mit dem Tod seiner Mutter kam der Wohnungsverlust.

Das kleine Glück von Andreas & Andrea
Das kleine Glück von Andreas & Andrea

Mit dem Tod seiner Mutter kam der Wohnungsverlust. Ein Leben auf der Straße war die Folge. „Es waren harte Schicksalsschläge. Aber ich habe nie gejammert. Ich hatte meine Orte zum Leben: Universitätsbibliotheken, Bahnhofshallen und Einkaufszentren. An diesen Orten war ich bekannt, alle Menschen waren freundlich zu mir. Und meiner großen Leidenschaft, dem Lesen, konnte ich immer nachkommen“, erzählt Andreas.

Plötzlich war alles anders

Doch mit dem Corona-Shutdown war plötzlich alles anders. „Es gab keine Möglichkeit des Unterschlupfs mehr. All diese Orte waren geschlossen. Was blieb, waren die öffentlichen Parkanlagen“, so Andreas. Aufgewachsen in Döbling zog es ihn in seine alte „Heimat“ zurück. Der Türkenschanzpark mit seinen wunderbaren Teichanlagen sollte das neue Zuhause von Andreas und seiner Gefährtin Andrea werden: Der Pavillon war ihr Wohnzimmer, etwa 200 Meter davon entfernt ihr Schlafzimmer mit wunderbarer Aussicht. Schlechte Erinnerungen an diese Zeit hat er nicht. „Einmal hat uns jemand Geld am Tisch liegen lassen, ein anderes Mal fanden wir ein Packerl mit Schlafsäcken und Manner-Schnitten. Auch mit den Gärtnern hatten wir ein gutes Einvernehmen. Sie bedankten sich bei uns, dass wir die Anlage rund um unsere Behausung so sauber hielten.“

Hier ist alles wunderbar. Ein eigenes Zimmer mit schönem Ausblick, Waschmöglichkeiten und wirklich gute Beratung zu haben, ist nicht selbstverständlich.

Andreas

Umzug in ein neues Zuhause

Durch einen Anruf beim Kältetelefon wurde ein Streetwork-Team auf das Paar aufmerksam gemacht. Wiederholte Besuche und Vertrauensarbeit führten dazu, dass Andreas und Andrea ihrem „Umzug“ zustimmten. Seit Anfang Juli wohnt nun das Paar im Offenen Haus Kerschensteinergasse des Samariterbundes, einer niederschwelligen Einrichtung. „Bei uns können die Menschen einmal zu Ruhe kommen. Uns ist wichtig, dass sich die BewohnerInnen auf ihre neue Situation einlassen. SozialarbeiterInnen erarbeiten dann gemeinsam mit ihnen Perspektiven“, erklärt Christoph Vorwahlner, stellvertretender Einrichtungsleiter. Dieses Haus wurde im Sommer 2019 als Reaktion auf die erhöhte Anzahl von obdachlosen Menschen in den Wiener Parks eröffnet und ist mittlerweile zum fixen Bestandteil der Wiener Wohnungslosenhilfe der Stadt Wien geworden.

Derzeit ist Andreas mehr als glücklich. „Hier ist alles wunderbar. Ein eigenes Zimmer mit schönem Ausblick, Waschmöglichkeiten und wirklich gute Beratung zu haben, ist nicht selbstverständlich. Ein großes Dankeschön an das Team.“ Und Zeit für seine zweite große Leidenschaft, dem Schachspiel, findet er dort auch.

Zukunftswünsche hat Andreas bereits: Andocken beim AMS, einer fixen Arbeit nachgehen und dann eine eigene Wohnung gemeinsam mit seiner Andrea finden.

Das Offene Haus Kerschensteinergasse bietet Platz für 36 Personen und eine rund um die Uhr Betreuung.

Text: Martina Vitek-Neumayer

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