Ehrenamt beim Samariterbund hat viele Facetten und verbindet Generationen: Helga Hanzlik (80) ist Freiwillige der ersten Stunde im SamLa (Samariterladen) Purkersdorf, Selina Lesny (23), Studentin der Gesundheits- und Krankenpflege, sammelt als ehrenamtliche Rettungssanitäterin beim Samariterbund Burgenland wertvolle Erfahrungen für ihr Berufsleben. Sam traf beide zum Gespräch.
Helga, wir treffen dich heute an deinem Arbeitsplatz, dem SamLa Purkersdorf. Wie sieht dein Tag als freiwillige Helferin aus?
Wir sind acht Damen, die ehrenamtlich im Verkauf arbeiten, da gibt es immer etwas zu tun. Ich erstelle die Dienstpläne und unterstütze die Kolleginnen bei der Warenpräsentation. Wir bekommen laufend Artikel aller Art – vom Möbel- bis zum Kleidungsstück. Meine Kolleginnen und ich sind im oberen Stockwerk des SamLa für Gewand, Schuhe und Accessoires zuständig. Zwei Mal im Jahr wechseln wir die Kollektion und räumen alles um und schlichten neu ein.
Wie bist du zum Samariterbund gekommen?
Ich war beruflich als Buchhalterin und Lohnverrechnerin tätig und bin durch meinen Mann, der den Samariterbund Purkersdorf mitbegründet hat, auch zur Organisation gekommen. Dort habe ich dann ehrenamtlich als Kassierin gearbeitet, und als der SamLa in Purkersdorf vor 14 Jahren eröffnet hat, habe ich von Anfang an mitgeholfen. Durch positive Mundpropaganda hat sich alles sehr gut entwickelt, und die große Bandbreite unseres Angebots spricht sich herum.
Wie oft bist du im Einsatz, und woher kommt deine hohe Motivation?
Vorigen Dezember hast Du deinen 80. Geburtstag gefeiert, und du sprühst offenbar vor Energie!
Etwa einmal pro Woche bin ich hier im SamLa, aber das variiert je nach Situation, wenn etwa andere Kolleginnen erkrankt oder auf Urlaub sind. Ich bin immer gerne unter Leuten und genieße daher meine Tätigkeit sehr. Wir haben auch sehr nette Kund:innen! Rund 80 Prozent unserer Kundschaft kommen regelmäßig zu uns zum Einkaufen, und da ergeben sich immer wieder nette Gespräche. Der soziale Aspekt ist sehr wichtig für mich.
Dein Ehrenamt ist also eine richtige Herzensangelegenheit für dich?
Auf jeden Fall! Wir freuen uns auch sehr, in manchen Fällen schon die zweite Generation an Kund:innen bei uns begrüßen zu dürfen. Ein kleines Mädchen, das mit seiner Mutter damals zur Eröffnung des SamLa kam, ist mittlerweile auch schon eine junge Dame und kauft selbst bei uns ein. Außerdem kommen sehr viele Familien zu uns – unser Angebot deckt ja alles ab, auch Kinderbekleidung ist bei uns günstig zu haben.
Die Arbeit im Team ist auch ein wesentlicher Faktor, der für dich wichtig ist?
Unser Team besteht aus lauter lieben Kolleg:innen, in dem sich alle gegenseitig helfen. Wir arbeiten in einer sehr wertschätzenden Atmosphäre, wodurch uns unsere Tätigkeit noch mehr Spaß macht!
-------
Selina, wie hast du erstmalig Kontakt zum Samariterbund geknüpft?
Ich studiere Gesundheits- und Krankenpflege an der FH Wiener Neustadt und habe 2022 ein Praktikum im Pflegekompetenzzentrum Weppersdorf im Burgenland absolviert. So bekam ich einen perfekten Einstieg in das Fach! Die Kolleg:innen waren extrem nett, und auch die älteren Menschen sind mir alle sehr ans Herz gewachsen. Noch heute statte ich dem Pflegekompetenzzentrum und seinen Bewohner:innen gerne einen Besuch ab. Die Wiedersehensfreude ist dann auf beiden Seiten immer groß!
Wie sieht dein Aufgabenbereich heute aus?
Rund zwei Mal in der Woche bin ich mit dem Rettungswagen unterwegs und betreue mit unserem Team im Rahmen des Sanitätsdienstes auch Veranstaltungen. Die Bandbreite an Einsätzen hier ist groß, da jeder Event anders ist. In der warmen Jahreszeit geht es oft um Kreislaufprobleme oder Dehydrierungen. Den Austausch mit den Kolleg:innen von den anderen Stützpunkten in Andau und Hornstein finde ich hier gut und wichtig.
Und warum hast du dann gerade im Rettungsdienst Fuß gefasst?
Das ist wahrlich kein Zufall und hat mit meinem Freund zu tun. Als Zivildiener hat er die Ausbildung zum Rettungssanitäter absolviert und ist seither als Freiwilliger beim Samariterbund aktiv. Seine Einsatzfreude hat total ansteckend auf mich gewirkt, und daher habe auch ich mich zur Ausbildung entschlossen. Wenn es sich ausgeht, machen wir gerne zu zweit Dienst in einer Schicht.
An welches prägende Erlebnis deiner ehrenamtlichen Tätigkeit, das gut ausgegangen ist, erinnerst du dich?
In bleibender Erinnerung ist jener Einsatz, zu dem wir gerufen wurden wegen eines Kleinkindes, das an Atemnot litt. Das Mädchen, ca. eineinhalb Jahre alt, hatte sich beim Spielen an einem Fremdkörper verschluckt und bekam kaum mehr Luft. Wir konnten noch rechtzeitig einschreiten und den Fremdkörper entfernen. Die Mutter war extrem dankbar, und wir waren sehr erleichtert, dass alles gut gegangen ist.
Was nimmst du aus deinem freiwilligen Engagement für deinen Alltag mit?
Meinem Ehrenamt kann ich nur Positives abgewinnen. Wir erfahren so viel Freude und Dankbarkeit bei unseren Einsätzen, und hie und da bekommen wir auch Schokolade an unserem Stützpunkt in Weppersdorf überreicht. Darüber freuen wir uns dann auch noch ganz besonders! Und ich mag die Vielseitigkeit meiner Tätigkeit: Jeder Einsatz verläuft anders, kein Tag gleicht dem anderen.
Wie kannst du die mitunter dramatischen Einsätze gut verarbeiten?
Der Zusammenhalt mit den Kolleg:innen ist einfach großartig! Wir sind ein tolles Team und unterstützen uns gegenseitig!
Beide Interviews führte Anja Schmidt
Das könnte Sie auch interessieren
Aktionen
#zeitfürwasgscheits - FSJ beim Samariterbund
Genug mit langweiligem Rumhängen, es ist „Zeit für was g‘scheits“ - n&au...
#samaritergepflegt
Das Thema Pflege wird derzeit heiß diskutiert. Doch dabei darf es nicht nur ums Geld gehen. Im...
Zivildienst
Etwa 1.400 engagierte junge Männer leisten jährlich ihren Zivildienst beim Arbeiter-Samari...
Kommentare