Pflege ist nicht gleich Pflege

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Wie Pflege gehen kann, zeigen die acht Pflegekompetenzzentren des Samariterbundes. Mehrfache Auszeichnungen, eine große Nachfrage und eine hohe Arbeitszufriedenheit geben dem Modell recht. Doch was ist in diesen Einrichtungen so anders?

Therapietiere „mobilisieren“ bei älteren Menschen kognitive Fähigkeiten.
Therapietiere „mobilisieren“ bei älteren Menschen kognitive Fähigkeiten.

Pflege wird in diesen Häusern von Grund auf anders gedacht. Die zentrale Frage, um die sich alles dreht, ist: Was muss eine Einrichtung bieten, dass Angehörige ihren liebsten Menschen hier haben wollen?

„Unsere Bewohner*innen stehen an oberster Stelle. Wir sind für sie da. Sie sollen in ihrem neuen Zuhause ihr Leben genießen“, hält Christine Ecker, operative Leitung Geschäftsbereich Pflege des Samariterbundes, fest. „Genauso wichtig sind unsere Mitarbeiter*innen. Sie machen es erst möglich, dass wunderbare Lebensräume für die uns anvertrauten Menschen geschaffen werden.“ Hinter dem so logisch klingenden Modell steckt ein hoher Aufwand, viel Expertise und eine enorme Innovationsbereitschaft. Verschiedene Best Practice Modelle aus diversen Ländern werden regelmäßig analysiert, auf die regionalen Gegebenheiten adaptiert und in der Praxis erprobt. Aber auch komplett neue Ansätze fließen in das Pflegekonzept ein.

Christine Ecker (Foto: Tschank)
Christine Ecker (Foto: Tschank)

Ein unverzichtbares Element in der Mitarbeiter*innen-Führung ist das jährliche Orientierungsgespräch. „Wir wollen von wirklich allen unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern wissen, wo sie ihre Stärken sehen und wohin sie sich im nächsten Jahr entwickeln wollen. Und welche Fortbildungen sie dafür benötigen“, erklärt die Pflegedienstleiterin Maria Eresheim. Die Einschätzungen sind meist sehr realistisch, die Motivation, Neues zu erlernen, hoch.

Das kommt wohl auch daher, dass jedes einzelne Pflegekompetenzzentrum jährlich sein Hauptziel formuliert. „Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wissen am besten, wo noch ein Bedarf besteht. Sie sind es, die an den Bewohnerinnen und Bewohnern ganz nahe dran sind“, ergänzt Maria Eresheim. „Der Satz Geht nicht, gibt’s nicht ist bei uns verpönt. Wir sind da, um Lösungen zu finden.“

Unsere Bewohner*innen stehen an oberster Stelle. Wir sind für sie da. Sie sollen in ihrem neuen Zuhause ihr Leben genießen.

Christine Ecker

Kompetenz und Empathie

Wunderschöne Häuser mit Terrassen und Vorgärten, die ins Landschaftsbild passen – schon der erste Eindruck besticht. Betritt man die Einrichtungen, ist man von dem Ambiente überwältig. Geschmackvoll eingerichtete Räume, freundliche Mitarbeiter*innen und Senior*innen, die genüsslich jausnen oder beschäftigt einer Tätigkeit nachgehen. Das Konzept dahinter: Jede/r Bewohner*in hat ein individuelles Beschäftigungsprogramm. „Manche lieben Gruppenaktivitäten, andere sind lieber für sich allein. Wir respektieren ihre Lebensgewohnheiten. Wir holen Menschen dort ab, wo sie sind“, erklärt Christine Ecker.

Das Erwecken der ursprünglichen Interessen steht im Mittelpunkt. Im Alter kann noch ganz viel bewegt werden. Vor allem das tägliche Animationsprogramm, bei dem Gedächtnis, Mobilität und Interaktion gefördert werden, bewirkt oft wahre Wunder. „Nach dem morgendlichen Pflegeprogramm geht es bei uns erst so richtig los“, so Maria Eresheim. Ganz hoch im Kurs stehen bei vielen Senior*innen Tiertherapien.

Tiertherapien und ihre Wirkung

Kaum jemand weiß, was alles hinter Tiertherapien steckt und was sie bewirken können. Einen wahren „Glücksgriff“ hat das Pflegekompetenzzentrum in Draßburg mit Sonja Mazdra gemacht. Während ihrer Ausbildung zur Fachsozialbetreuerin mit Schwerpunkt Behindertenarbeit inklusive Pflegeassistenz und einer sozialpsychiatrischen Zusatzqualifikation absolvierte sie in der Einrichtung ihr Praktikum. Schon bald wurde bekannt, dass sie in ihrer zweiten Profession tiergestützte Therapien anbietet. Nicht lange dauerte es, bis ihr Pony Buddy und ihr wunderschönes Pferd in die Pflegeeinrichtung einmarschierten. „Nie werde ich das Strahlen der Menschen vergessen, als sie mich das erste Mal mit meinem kleinen Buddy durchs Haus marschieren sahen“, erzählt Sonja Mazdra. Rasch schlossen viele der Bewohner*innen mit den Tieren Freundschaft. Für einige Bewohner*innen waren die Begegnungen sogar lebensverändernd: Eine sehr zurückgezogene und ruhige Dame blüht beim Streicheln des Pferdes wahrlich auf. Ein Herr, der sonst nur mehr mit Gehhilfen unterwegs ist, legt diese – sobald er das Pony sieht – zur Seite. Auch Studien belegen, dass Tiere bei älteren Menschen Erinnerungen an ihr früheres aktives Leben wecken. „Und das tut ihnen gut und verleiht ihnen mitunter einen wahren Energieschub“, meint Wohnbereichsleiterin Anna Maria Matzka.

Eine Farm wie anno dazumal

Läuft alles nach Plan, so werden in ein paar Monaten Bewohner*innen des Pflegekompetenzzentrums in Draßburg Sonja Mazdras Zentrum für tier- und naturgestützte Intervention besuchen können. „Soni’s Kogelfarm“, so der Name des Zentrums, bietet viel Erholung und Möglichkeiten der Aktivierung. Die Farm verfügt über eine starke Affinität zum „Leben wie damals“. Je nach Mobilität und kognitiven Fähigkeiten kann Folgendes unternommen werden: Tiere beobachten, Ziegenwanderungen, Eier von Hühnern einsammeln, Kräuter sammeln, Tiere füttern, musizieren, Kukuruz rebeln, Ziegen melken, mit einer Handwaschmaschine Wäsche waschen, Brot backen und Nudeln machen. Ein Konzept, das bereits in den nordischen Ländern bei Jung und Alt vielfach zum Einsatz kommt. Zudem soll die Farm nach dem österreichischen „Green Care“ Gütesiegel zertifiziert werden.

„Wir überlegen schon jetzt, wie wir die Ausflüge zu Soni´s Farm organisieren werden. Die Vorfreude auf dieses Naturerlebnis ist groß“, schmunzelt die Draßburger Wohnbereichsleiterin Anna Maria Matzka.

Martina Vitek-Neumayer

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