Die Gruppe Simmering kann mit einer Besonderheit aufwarten – der Rettungshundestaffel. Insgesamt zehn Teams
der Staffel haben eine anspruchsvolle Übung in luftiger Höhe absolviert.
Langsam wird ein lautes Brummen dominant. Aus der Ferne sehen die Teams einen Hubschrauber, der sich nähert. Die Lautstärke übernimmt das Kommando. Mittlerweile ist der Helikopter gelandet. Bei einer ersten kurzen Einschulung seitens des Bundesheeres erfahren die Teams und die Einsatzleitung, dass man sich einem solchen Fluggerät nur von vorn oder seitlich in gebückter Haltung nähern darf, ansonsten könnte es im schlimmsten Fall fatal enden. Die Hunde beruhigen sich langsam wieder. Aber nicht allen ist das laute, monströs scheinende Gerät aus Stahl, das hier gerade auf einer Blumen-Wiese in Korneuburg gelandet ist, geheuer.
Langsames Herantasten
Es ist Samstagvormittag. Am Menüplan steht eine „Spezialität“. Hunde und Menschen sollen sich an den Helikopter, an den Lärm und vor allem an das Gefühl des Fliegens gewöhnen. Johannes Gstaltmeyr, Leiter der neuen Abteilung für Krisen- und Risikomanagement, hat die Abhaltung der Übung organisiert und koordiniert: „Wir probieren das in mehreren Schritten, um zu schauen, wo die persönlichen oder individuellen Grenzen des Hundes sind.“ Soll heißen, zuerst wird das Fluggerät beschnuppert. Zudem gehe es darum, dass die Hunde lernen, sich nicht vor dem Lärm und dem Luftzug zu fürchten. Im nächsten Schritt wird dann geflogen. Und einige lassen sich auch noch abseilen: „Wir haben selbstverständlich mit allen Hundeführern und Hundeführerinnen ausgemacht, wenn es dem Hund zu viel wird, dass sie aus dieser Übung aussteigen können“, betont Gstaltmeyr. Das Aus- und Einsteigen mithilfe der Seilwinde ist in manchen Situationen unerlässlich. Ziel ist es, die Teams darauf vorzubereiten, in schwierigem und unwegsamen Gelände per Helikopter zum Sucheinsatz transportiert zu werden.
Fliegender Koloss aus Stahl
Die Rotorblätter beginnen sich erneut zu drehen. Die Lautstärke steigt. Ein Vibrieren und Zittern setzt ein. Und dann hebt er ab. Für einen Moment scheint das lärmende Stahlgerät schwerelos zu sein. Es riecht nach Treibstoff, und die kurz vor dem Blühen befindlichen Grashalme senken sich im Wirbel der Rotoren. Woody schaut etwas irritiert. Aber er bleibt cool, auch weil Hundeführerin Viktoria Köck versucht, cool zu bleiben. Für beide ist es das erste Mal: „Ich bin selbst noch nie mit dem Hubschrauber geflogen. Woody auch nicht. Ich bin echt schon sehr gespannt, wie das sein wird - und wie es vor allem für Woody ist.“ Auch Landespräsidentin Susanne Drapalik zeigt sich beeindruckt: „Es freut uns ganz besonders, dass das Bundesheer bereit ist, mit uns diese Übung durchzuführen. Wir haben eine unglaublich professionelle Rettungshundestaffel, die in Wien sehr viel im Einsatz ist.“ Dass diese Übung dorthin geht, wo es weh tut, ist hier allen klar. Denn vor allem für die Hunde ist dieses Szenario eine pure Stresssituation. Einerseits der Lärm, andererseits dieses Fliegen. Somit ist es auch wichtig, dass das Fliegen nur mit Beißkorb stattfinden kann. „Ich bin sehr gespannt. Aber es war schon sehr diszipliniert, wie unsere Hunde eingestiegen sind. Das hat mich verwundert, denn man hat gesehen, dass sie natürlich sehr aufgeregt waren. Ich gehe davon aus, dass auch das Fliegen trotz des Stresspegels kein Problem sein wird“, ergänzt Drapalik.
Uli Kummerfeld und ihre Missy bilden eines der Teams, das hier die ersten Flugerlebnisse gesammelt hat: „Missy hat sich gleich vor dem Start noch schnell eine Blume aus der Wiese in den Maulkorb gezwängt und dann war sie geschmückt in der Luft. Wir haben beide gespannt hinausgeschaut während des Fliegens. Es war super. Schöner Rundflug und ein super Erlebnis mit dem Hund gemeinsam. Ein erhebendes Gefühl“, freut sich Uli.
Tollkühne Hunde an der Seilwinde
Jennifer Kooijman mit ihrem Hund Scout war eines der wagemutigen Teams, die sich aus luftiger Höhe abseilen ließen und dann wieder an Board gehievt wurden: „Ja, das war sehr spannend und auch aufregend. Und natürlich ein bisschen stressig. Aber es war vor allem sehr cool. Auf jeden Fall ein eigenes Feeling.“ Wer nun von den beiden nervöser war, lässt sich im Nachhinein schwer sagen: „Ich denke, ich. Scout hat sich einfach gedacht, es ist komisch. Aber er hat es gut weggesteckt. Es muss ja für den Hund schon auch eine Überwindung sein. Es ist ja ganz was Fremdes und sehr laut. Es ist auf jeden Fall ein Vertrauensspiel. Da muss der Hund gefestigt sein und dem Hundeführer vertrauen“, erklärt Jennifer Kooijman.
Auch Staffelkommandant Peter Kummerfeld und Hund Filo gehören zu den Teams: „Das war wunderbar. Der Hund war wirklich brav und ist auch wunderschön eingestiegen. Ich habe mir gedacht, das wird vielleicht ein Problem sein, wegen der Lautstärke. Man hört es ja eh noch. Aber es war im Endeffekt dann kein großes Thema“, freut sich Peter. Er und Filo sind noch sichtlich gezeichnet von der Anstrengung. Denn der Hund ist beim Auf und Abseilen in einem Tragegurt am Rücken. Und dieses Zusatzgewicht macht das Aus- und Einsteigen während des Fluges nicht leichter.
Vom Rettungshund zum Flughund
Ein langer und aufregender Samstag neigt sich dem Ende zu. Eine erste Bilanz fällt mehr als positiv aus: „Ich freue mich, dass alle zehn teilnehmenden Teams das Fliegen erfolgreich absolviert haben. Zudem wurden ein Großteil der Suchhunde-Teams während des Fluges abgeseilt und dann wieder an Bord geholt“, betont Johannes Gstaltmeyr. Viktoria Köck und ihr Hund Woody sind beide immer noch sichtlich beeindruckt: „Das war mega. Ein wirklich cooles Erlebnis“, freut sich die Rettungshundeführerin. Ob sie gespürt habe, dass ihr Hund nervös oder aufgeregt war? „Beim Hingehen war er ein bisschen nervös, wegen des Lärms und des Wirbels. Ich selbst bin total gerne eingestiegen, und beim Fliegen selber war es auch kein Problem. Woody hat dann beim Fenster hinausgeschaut, und ich glaube, er hat die Aussicht genauso genossen wie ich“, freut sich Viktoria. „Er ist eben auch ein Flughund.“ Sie lacht aus ganzem Herzen. Und es scheint so, dass Woody neben ihr mitlacht.
Georg Widerin
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