Mo, der Menschenfreund

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Seit vier Jahren lebt Mo, der aus dem Iran stammt, in Wien. Seither hilft er anderen Menschen, wo er nur kann. Und erntet dafür viel Dankbarkeit und Freude.

Mo vor der Bücherei
Mo vor der Bücherei

Als Mohammad, der von seinen Freunden in Wien einfach „Mo“ genannt wird, elf Jahre alt war, lernte er nähen. Das war damals in Tabriz, der Hauptstadt von Ost-Aserbaidschan in seiner Heimat Iran. Damit begann ein neues Leben für den damals schmächtigen Buben. Der Kontakt zu seinen Eltern riss ab, ohne fremde Hilfe war er völlig auf sich gestellt. Der optimistische und lebensbejahende Mo schlug sich durch, als 16-Jähriger eröffnete er seine erste eigene Schneiderei. Doch sein Engagement für Menschen unterschiedlichen Glaubens brachte ihn, einen überzeugten Atheisten, in seiner Heimat immer wieder in Schwierigkeiten.

Für mich zählt nur der Mensch. Ich erwarte nicht, etwas zurückzubekommen. Hilfe zu schenken, braucht kein Warum!

Mo

Helfen und Nähen

Seit Mo in Österreich lebt, stößt seine Hilfsbereitschaft ausschließlich auf großes Wohlwollen. In der Flüchtlingseinrichtung Erdberg des Samariterbund Wiens, wo er vor zwei Jahren untergekommen ist, geht er seiner Leidenschaft, dem Nähen, als Hobby nach. In der hauseigenen Nähgruppe bringt er anderen Bewohnern bei, wie man offene Nähte flickt und mit etwas Geschick ein einfaches Kleidungsstück herstellt. Manchmal entwirft Mo aber auch Hemden, Blusen, näht Hosen und Röcke und spendet diese dem Flohmarkt im Nachbarschaftszentrum Neubau des Wiener Hilfswerks. Hier hilft er drei Mal pro Woche ehrenamtlich im Verkauf und beim Sortieren der vielfältigen Spenden: Auf 200 Quadratmetern stapeln sich Bücher und Geschirr, es gibt Lampen, Kinderspielzeug, Weihnachtsschmuck, Kleidungsstücke und Schuhe aller Größen und jeglicher Art, gepflegt und sortiert in Regalen und Stellagen. Eine Augenweide für jeden, der Dinge mit Patina liebt.

Und seine Hilfe wird geschätzt. Überall, wo Mo hinkommt, wird er freudig begrüßt. Die Pensionistin Mia und der Student Felix, die an diesem Tag ihren ehrenamtlichen Dienst im Flohmarkt machen, umarmen ihn herzlich als er den Raum betritt. Auch die Hobbyschneiderinnen Gisela und Martha, die in einem kleinen Zimmer hinter dem Flohmarkt Reißverschlusstäschchen und Bestecketuis für den Weihnachtsbazar nähen, sind von Mo begeistert. „Mo kann wirklich gut nähen. Er hat uns schon sehr viel beigebracht“, sagt eine der Damen.  Auch im Reparatur-Cafe und beim Schattentheater, für das er große Figuren aus Pappe schneidet, ist Mo im Einsatz.

Falls sein Wunsch, einen positiven Asylbescheid zu bekommen, in Erfüllung geht, dann könnte Mo in Wien eine Schneiderei eröffnen, um selbstständig arbeiten und leben zu können – wie er es seit seinem elften Lebensjahr gewohnt ist.

Hilfe zu schenken, braucht kein Warum!

An den anderen Tagen ist Mo, der bereits gut Deutsch spricht, im Sprachen-Cafe der Caritas, wo er zwischen seiner Muttersprache Persisch und Deutsch dolmetscht und anderen Flüchtlingen beim Lernen hilft. Einmal in der Woche organisiert der aktive und kommunikative Mann auf der Hauptbibliothek sogar eine offene Schachgruppe und unterrichtet Interessierte.

„Warum ich helfe?  Wenn ich anderen helfe, geht es mir gut. Ich bin seit meiner Kindheit auf mich gestellt. Ich weiß, wie es ist, ohne Hilfe auskommen zu müssen. Für mich zählt nur der Mensch. Ich erwarte nicht, etwas zurückzubekommen. Hilfe zu schenken, braucht kein Warum!“, sagt Mo.

Susanne Kritzer

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