Peter Klien im Interview

NewsSAM

Im Interview mit sam wirft der Satiriker, der wöchentlich mit seiner Sendung „Gute Nacht Österreich“ tausende Zuseher*innen begeistert, einen kritischen Blick auf Humor und auf die Frage, was Humor in Krisenzeiten leisten kann, aber auch, welche Grenzen Satire hat.

„Gute Nacht Österreich“  Foto: ORF/T.Ramstorfer
„Gute Nacht Österreich“ Foto: ORF/T.Ramstorfer

Was ist für dich persönlich Humor? Hast du für dich als Satiriker und Kabarettist eine eigene Definition?

Nein, aber ich versuche es einmal: Humor hat zu tun mit Abstand, sich auf Distanz setzen zu etwas, das passiert. Ein kleiner Schritt zurück und sich von außen anschauen, in was man auch involviert ist. Man kann zu Dingen, die passieren, auf Distanz gehen oder zu sich selbst. Das mag ich sehr gerne – Selbstironie, dass man über sich selbst auch lacht.

Was kann Humor, besonders im Hinblick auf Krisen wie Corona, leisten?

Man betrachtet Dinge aus der Distanz von einer anderen, auch lustigen Seite und das schafft eine gewisse Erleichterung und Gelassenheit, selbst in Situationen, die furchtbar sind. Ich halte das für notwendig, dass man in solchen Situationen bis in den privaten Bereich hinein, wo sich Dramen abspielen, das Ganze mit einem Galgenhumor, wie man es so schön nennt, ansieht, statt etwa in Selbstmitleid zu versinken. Ich finde es wichtig, zuzulassen, dass wir auch in dramatischen Situationen lachen. Diese Freiheit muss es geben. Humor tut uns gut.

Fotos: Hans Leitner
Fotos: Hans Leitner

„Satire lebt davon, dass man alles sagen darf!“

P.Klien

Es wird immer wieder diskutiert, wie weit Satire oder Humor generell gehen darf. Angesichts der Pandemie mit zahlreichen Toten und dem Ukraine-Krieg: Was darf sie wirklich nicht?

Langweilig sein oder das Strafrecht brechen. Ansonsten finde ich es nicht ok auf Minderheiten loszugehen oder auf Schwächere noch „draufzusteigen“. Da gibt es natürlich Brachialsatire, die aggressiv ist, aber das ist Geschmackssache.

Du hast selbst die letzten Jahre alles miterlebt: Chatprotokolle, Ibiza und Co. – hattest du einmal das Gefühl, dass die Realität die Satire überholen könnte?

Es verändert sich wahnsinnig viel. Nicht nur das Schaffen des Satirikers, sondern auch die Politik, die sich unter dem Einfluss von Social Media und anderen digitalen Kanälen verändert hat. Bei einer wöchentlichen Sendung ist das eine Herausforderung. Noch vor zehn Jahren, als ich für „Willkommen Österreich“ geschrieben habe, war das anders. Jetzt kommt man kaum noch nach, weil sich jeden Tag etwas tut und sich täglich alles auf den Kopf stellen kann. Aber was bleibt ist, dass die Leute froh sind, wenn es die satirische Perspektive mit Auseinandersetzung und Witzen gibt. Aber man ist umschwirrt von lustigen und skurrilen Geschehnissen, wo man schauen muss, dass man hinterherkommt. In den ersten Staffeln von „Gute Nacht Österreich“ haben wir Chats erfunden. In der Neuauflage machen wir das nicht mehr, denn die Realität ist schwer zu toppen.

Beim Ukraine-Krieg sind viele Leute zwiegespalten. Ist Krieg ein Thema, das tabu sein sollte?

Es darf auf keinen Fall tabu sein. Ich mache Politsatire und da kann ich das Thema, das ganz Europa bewegt, nicht aussparen. Krieg an sich lässt die Leute schaudern, den Atem anhalten und geht ihnen nahe. Der Unterhaltungswert ist überschaubar. Man muss eine gute Balance finden zwischen der inhaltlichen Auseinandersetzung und einer Unterhaltungssendung. Die Menschen sind den ganzen Tag den Nachrichten ausgesetzt und werden mit den Meldungen konfrontiert. Sie wollen sich abends dann nicht auch noch damit auseinandersetzen. Also ist es ein Grenzgang. Aber mir ist das Thema so wichtig, dass ich es ausgiebig behandelt habe. Satire lebt davon, dass man alles sagen darf. ˜

Das Interview führte Stefanie Kurzweil

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