Hilfe für Vertriebene. Wenn der Krieg die Heimat trifft.
Der Samariterbund Wien ist wieder im Kriseneinsatz. Während die COVID-19-Pandemie scheinbar in der Sommerpause schlummert, ist eine neue Katastrophe auf den Plan getreten. Krieg, und zwar mitten in Europa, in der Ukraine. Es ist ein Gebot der Menschlichkeit, zu helfen.
Der Krieg in der Ukraine erschüttert die Menschen weltweit. Hunderttausende Ukrainer*innen sind auf der Flucht vor einem Krieg um ihr Land – um ihre Heimat. Unmenschliches Leid, lange Strapazen und eine Reise ins Ungewisse: das alles vereint die ukrainischen Geflüchteten. Was sie trägt? Die Hoffnung auf Schutz und die Möglichkeit, durchzuatmen. Wo sie vor kurzem noch ihr Leben verbrachten, vor allem in den großen ukrainischen Städten, liegen Schutt und Asche. Und der russische Angriffskrieg scheint nicht so bald zu enden.
Mehrzahl der Schutzsuchenden sind Frauen und Kinder
Viele der Ukrainer*innen, die nach Österreich kommen, landen in Wien und wollen auch hierbleiben. Zumindest bis der Krieg in ihrer Heimat vorüber ist. Die Mehrzahl der Vertriebenen, die zu uns kommen, sind Frauen und Kinder. Die Männer kämpfen vielfach in der Ukraine für ihr Land und ihre Freiheit. In mehreren Quartieren kümmert sich der Samariterbund Wien in der Bundeshauptstadt um die Ukrainer*innen, bietet ihnen Schutz und unterstützt sie bei Behördenwegen. Das erste Ziel aller: die Aufnahme in die Grundversorgung, die ihnen zumindest einen nach Personenzahl und anderen Kategorien gestaffelten Grundbetrag zum Leben bietet.
Lokalaugenschein im 11. Bezirk
Im Haidehof, der noch bis vor kurzem als Unterkunft für Wohnungslose im Rahmen des Winterpakets genutzt wurde, sind derzeit rund 300 Personen aus der Ukraine untergebracht. Viele von ihnen bedürfen medizinischer Versorgung, auf die man sich in dieser Unterkunft spezialisiert hat, im Behördenjargon sind es Personen mit erhöhtem Betreuungsbedarf. Die Menschen sind verständlicherweise ungeduldig und wissen, dass sie in diesem Sofortquartier erstmal nur kurz durchatmen und sich von den Kriegseindrücken erholen können. Die Stadt Wien, in deren Auftrag der Samariterbund Wien das Quartier betreibt, ist bemüht, sie entweder rasch in die Grundversorgung der anderen Bundesländer oder innerhalb Wiens dauerhaft unterzubringen.
Nach anfänglicher Unzufriedenheit mit dem Menüplan hat man gemeinsam eine Lösung gefunden: Die Ukrainer*innen haben Rezepte aus ihrer Heimat zu Papier gebracht, an denen sich die Küche, die in einer Senior*innenunterkunft ist, orientieren kann. Borschtsch statt Apfelstrudel lautet nun die Devise – zumindest jeden Mittwoch. Und auch sonst ist die Küche nun stark auf die ukrainischen Essensgewohnheiten ausgerichtet: Viel Eintopf, Kartoffeln und ein gesundes Frühstücksbuffet mit frischem Gemüse und Obst. Man merkt: Langsam wachs‘ ma zam.
Übrigens ist hier auch Bellen und Miauen nicht ungewöhnlich. Denn viele Vertriebene sind mit ihren Lieblingen mit Fellnase aus der Ukraine geflohen. Mehr als nachvollziehbar, sind doch Hund und Katze auch bei uns Familienmitglieder, die man nicht zurücklässt. Doch manchmal zwitschert es auch. Eine ältere Dame hat ihren Wellensittich mit nach Österreich genommen.
Helfen, wo wir können
Parallel zur anfänglichen Sammlung von Sachspenden von Privatpersonen wurde sofort ein Spendenkonto eingerichtet. Ziel ist es, mit den Geldspenden all jene Dinge gezielt besorgen zu können, die individuell erforderlich sind. Besonders dankbar sind die Mitarbeiter*innen in den Einrichtungen jenen Personen, die sich freiwillig zum Übersetzen ins Ukrainische oder Russische gemeldet haben. Ansonsten behilft man sich – wo möglich – mit Englisch oder kommuniziert mit Händen und Füßen oder digitalen Lösungswegen wie Online-Übersetzungstools.
Mit Beratung hilft der Samariterbund Wien auch in der eigenen Sozialberatung für Schutzsuchende aus der Ukraine, die etwa über sozialrechtliche und staatliche Ansprüche und Leistungen informiert, aber auch Workshops und ASB-Ausbildungsangebote bietet.
Jetzt erst recht
Dass der Ukraine-Krieg die österreichische Bevölkerung bewegt, liegt auf der Hand. Während die Mehrzahl der Menschen Empathie zeigt, engagiert hilft, Spenden sammelt und den Vertriebenen oftmals private Quartiere zur Verfügung stellt, gibt es natürlich auch die Gegenseite, die den russischen Angriffskrieg und die Gräueltaten in der Ukraine relativiert. Auch auf sozialen Medien erreicht uns immer wieder Kritik an den Spendenaktionen. Fakt ist: Natürlich werden mit den Spenden, die an den Samariterbund gehen, keinerlei militärische Aktivitäten unterstützt, sondern das Geld kommt ausschließlich der Versorgung jener zugute, die als Kriegsopfer – egal, ob hier oder in der Ukraine – alles verloren haben, was sie sich zuvor aufgebaut hatten.
Stefanie Kurzweil
Wie kann ich helfen?
Spendenkonto
Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs, Landesverband Wien
AT65 2011 1287 6984 9600
Kennwort: Soforthilfe Ukraine
Sozialberatung für Schutzsuchende aus der Ukraine
Schönbrunnerstraße 222-228/Stg.1/6. Stock
1120 Wien
Mo-Fr von 8:30 – 13:00 Uhr
Tel.: +43 1 89 145 51000
[email protected]
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