Schauspielerin, Moderatorin und seit Kurzem auch Kabarettistin. Miriam Hie ist vielseitig und hat Ende 2019 ihr erstes Solo-Programm „Who is Hie?“ auf die Bühne gebracht. Wir haben sie getroffen, um mit ihr über Kultur in Pandemie-Zeiten, ihre persönlichen Erfahrungen und neue Projekte zu sprechen.
Wie hast du den ersten Lockdown erlebt? Was war das Erste, was du dir in beruflicher, aber auch privater Hinsicht gedacht hast?
Wohl nicht besonders viel, weil man das Ausmaß nicht abschätzen konnte. Tatsächlich hat sich mein Lifestyle im ersten Moment nicht maßgeblich verändert. Ich bin es gewohnt, von zuhause zu arbeiten. Was neu war, war diese unglaubliche Stille, die sich um uns alle gelegt hat. Nicht raustrauen, nicht wissen, wo ist „das Böse“ – es war nicht greifbar. Und das, was natürlich weggefallen ist, waren die Bühnenauftritte. Gerade als ich mein Solo-Kabarett-Programm erst im Herbst 2019 auf die Welt bzw. die Bühne gebracht hatte. Die Auftritte sind weggefallen, aber man dachte sich noch: „Das wird ja wieder bis Herbst!“, bis es dann klar wurde, dass wir so schnell nicht ins normale Leben zurückkommen werden.
Aber gerade als Künstlerin, Schauspielerin hast du immer wieder deine Zeiten, in denen du wartest und eben zuhause an aktuellen und neuen Projekten arbeitest. Da dachte ich eher „Oh, jetzt wird mein Lifestyle auf einmal gesellschaftsfähig!“. Aber es war dann doch ganz anders und mit dem Aufkommen der Krankheitsfälle hat man das immer ernster genommen. Es hat schon etwas gemacht: psychisch und auch physisch. Ich habe tatsächlich mit dem Laufen angefangen – wobei ich lieber Fahrrad fahre. Das Fahrrad war mir eine große Hilfe.
Wie kam es eigentlich, dass du dich 2019 als Kabarettistin entdeckt hast?
Als Kabarettistin habe ich mich selbst nie gesehen. Das ist nicht schon ewig in meinem Kopf herumgespukt – überhaupt nicht. Aber das, was ich wusste, ist, dass sehr viel Humor in mir liegt. Der war immer da und hat mich auch immer wieder gerettet. Die andere Seite war, dass ich mich als Künstlerin sichtbar machen wollte. Es ging darum, dass ich meine Vielfalt zeigen wollte. Und es hat sich dann alles gefügt: Ich habe Menschen kennengelernt, die mich gesehen und unterstützt haben. Eine Künstleragentur, die an mich geglaubt hat, eine Frau, die mich von Anfang an unterstützt hat, dann eine nächste Frau, eine Regisseurin, die mit mir gearbeitet hat. Du musst an dich selbst glauben, aber du brauchst auch andere Menschen, die dir helfen und Ratschläge geben. Deshalb ist es mir im Lockdown auch so gut gegangen: Ich habe in meinem Programm angeprangert, dass man mich als asiatische Schauspielerin immer für dieselben Typen besetzt, immer diese Stereotype sieht und wenig Fantasie hat. Und plötzlich hatte ich Castings für Rollen, für die man mich früher nie besetzt hätte.
Was neu war, war diese unglaubliche Stille, die sich um uns alle gelegt hat.
Dein Solo-Programm war ja ein wirklicher Erfolg. Wie war es, dass plötzlich dieser Applaus weggefallen ist?
Ich hatte keine Entzugserscheinungen. Das mag wohl daran liegen, dass ich meine Karriere im Fernsehstudio begonnen habe, wo du nie Applaus bekommst. Was mir wirklich abgegangen ist, war das Glücksgefühl, auf der Bühne zu stehen und zum ersten Mal das Gefühl zu haben: „Das bin ich, jetzt g’spür I mi.“. Innerlich habe ich aber immer gewusst, dass es wiederkommt. Offenbar habe ich Geduld gelernt.
Abgesehen von Geduld nimmst du für dich persönlich etwas aus der Corona-Krise mit?
Es ist immerhin eine Zeit, in der wir uns gefühlt sehr viel mit uns selbst beschäftigen. Was mir durch die weltweite Pandemie aufgefallen ist, ist die Vergänglichkeit. Darüber habe ich mir eigentlich nie Gedanken gemacht. Das mag aber auch am Alter liegen. Mein Learning daraus ist: Man sollte es sich selbst doch eher schöner als schlechter machen. Dieses Wildsein, das ich wahnsinnig brauche, möchte ich mir beibehalten, aber auch eine gewisse Gelassenheit an den Tag legen, mit der man sich manchmal sagt: „Das ist jetzt nicht so schlimm“. Denn die Pandemie ist im Vergleich sehr heftig.
Du kommst gerade von der Probe. Was probst du?
Im Juni ist jetzt Sommertheater angesagt. Wir spielen in Puchberg am Schneeberg „Die Orestie“, eine griechische Tragödie. Ich liebe den alten Text. Das ist ein Erbe – aberhunderte Jahre zurückliegend, aber ergreifend und aktuell wie eh und je: Alle Schwierigkeiten und Struggles, die man mit Eltern, Geschwistern und auch dem Frausein hat. Diesen alten Text zu beleben, ist wunderbar. Die Aufführung wird jeden Freitag sein. Und ja, das wird dann schon wieder sehr schön sein, Applaus zu erleben.
Wie nimmst du wahr, dass die Kultur lange still war?
Jetzt läuft sie ja glücklicherweise wieder an! Das Geringschätzen der Kunst- und Kulturschaffenden ist schon dramatisch. Und das Wegfallen von Arbeit, denn es ist Arbeit, obwohl es immer noch oft als „Pipapo“, als Leidenschaft gesehen wird. Es ist ein Business und zwar ein wirklich hartes. Es tat auch weh zu sehen, dass vonseiten der Kultur Vorschläge gebracht wurden, wie es umgesetzt werden kann, und es dann aber nicht wurde.
Wo findet man dich in deiner Freizeit? Worauf freust du dich besonders?
Als Musikliebende sind mir Konzerte besonders abgegangen! Jedes Mal, an dem ich nicht gegangen bin, bereue ich jetzt. Die Musikerinnen und Musiker, wie sie die Töne anspielen. Es ist definitiv etwas anderes, wenn man live vor Ort und Teil davon ist. Und gerade noch ärgert man sich über die Enge und diesen Typen mit der Bierflasche, aber plötzlich kommt die eine Nummer, auf die alle gewartet haben und die alle berührt. Und man ist mit allem versöhnt.
Zum nachhören
Das ganze Interview können Sie auf Radio Samariterbund nachhören. Viel Spaß!
Stefanie Kurzweil
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