Schüler*innen begehren gegen die Corona-Politik der Bundesregierung auf. SAM hat bei Mati Randow, Schulsprecher an einer Wiener AHS, nachgefragt.
So einen Interviewpartner hat man nicht jeden Tag vor sich: erst 17 Jahre alt, aber schon ein echter Medienprofi! Bereits mit 14 hielt Mati Randow als Protagonist der Fridays For Future-Bewegung vor 25.000 Menschen eine Rede am Heldenplatz. Er machte sich öffentlichkeitswirksam gegen die Abschiebung der Wiener Schülerin Tina stark, er initiiert offene Briefe und Petitionen (meist zu bildungspolitischen Themen) und er hat keine Scheu davor, „Im Zentrum“ oder in der „ZIB 2“ die Positionen seiner Generation zu vertreten. Seine Interviews findet man im „Der Standard“ genauso wie in der „Kronen Zeitung“. Mati nimmt seine mediale Präsenz mit großem Gleichmut entgegen, sie ist für ihn vor allem Mittel zum Zweck: Er weiß, wie er sich Gehör verschaffen kann, um auf die Anliegen der Jugend aufmerksam zu machen.
Kampf für sichere Schulen
Auch für besseres Corona-Management an Schulen macht sich Mati seit Beginn der Pandemie stark. Anfang des Jahres hat der 17-Jährige gemeinsam mit über 100 anderen Schulsprecher*innen eine Petition gegen die verantwortungslose COVID-Strategie des Bildungsministeriums gestartet. Bezeichnendes Motto: Nicht mit uns! Die Liste der Forderungen umfasst Maßnahmen für die psychische Gesundheit von Schüler*innen und „ein klares Nein zur geplanten Durchseuchung von Kindern und Jugendlichen“. In einem offenen Brief an Bildungsminister Polaschek formulierte Mati mit seinen Mitstreiter*innen: „Es ist absurd, dass wir Schüler*innen Sie überhaupt daran erinnern müssen, uns zu schützen. Noch absurder ist es aber, wenn diese Erinnerung von Ihnen ignoriert wird und Sie immer wieder dieselben Fehler machen.“ Wo sind die langfristigen Sicherheitskonzepte? Wann kommen ausreichende PCR-Test-Möglichkeiten für alle Schüler*innen Österreichs? Die jungen Menschen – eine ganze Generation – fühlen sich von der Politik im Stich gelassen und begehren auf.
Vor allem die Pläne des Bildungsministeriums, die diesjährige Matura quasi „normal“ durchzuführen, empfinden die Jugendlichen als zynisch. So sollen, anders als in den beiden Pandemiejahren zuvor, alle Maturant*innen auch mündlich antreten müssen. Die Zusage, den Prüfungsstoff einzuschränken, geht vielen nicht weit genug. „Es ist lächerlich, mit der Matura eine Schritt Richtung Normalität gehen zu wollen, wenn wir an den Schulen alles andere als ein normales Leben haben!“, erklärt uns Mati. Und ebenso lächerlich sei es, zu glauben, dass eine leichtere Matura dazu führen würde, dass ein ganzer Jahrgang verweichlicht ins Leben starten würde: „Soziale Isolation, Leistungsdruck, Angst um die Gesundheit, Zukunftssorgen: Die zwei Jahre Pandemie haben uns schon genug gefordert.“
Die Jugend am Wort
Die aktuellen Proteste der Schüler*innen erinnern frappant an die Fridays for Future-Bewegung: jung, überparteilich, professionell. Die Protagonist*innen, nicht nur Mati, sondern auch andere Schulsprecher*innen, sitzen in Talkshows und geben eloquente Interviews. Es ist eindrucksvoll, wie es den Aktivist*innen gelingt, sich in der Öffentlichkeit Gehör zu verschaffen. Doch bei aller medialer Präsenz: Die Politik nimmt die Teenager-Generation nach wie vor nicht als ernsthaften Player wahr. Und es ist mitunter eine verkehrte Welt, die sich im öffentlichen Diskurs rund um „Schule und Corona“ offenbart. Es sind nicht die jungen Aktivist*innen, die irrational agieren und argumentieren, sondern die Erwachsenen. Während die Verantwortlichen gern auch populistische Entscheidungen treffen (siehe z.B. Aufhebung der Maskenpflicht an Schulen bereits im Februar – entgegen dem Rat der GECKO-Expert*innen), sprechen die Schüler*innen mit der Stimme der Vernunft. Auch Mati formuliert stets sachlich und wohldurchdacht und mahnt angesichts der unklaren pandemischen Lage Vorsicht ein. Ob er mit seiner Forderung nach einem behutsamen Vorgehen jedem Altersgenossen aus der Seele spricht? Schließlich bringt jede Maßnahmenlockerung mehr Freiheit – gerade für junge Menschen ein sehr wichtiges Thema. „Ich sehe mich nicht als Sprachrohr für alle und natürlich sind wir Schüler*innen eine sehr heterogene Gruppe mit vielen unterschiedlichen Meinungen, aber eines vereint uns alle: Der Wunsch nach einem sicheren Unterricht!“ Mati ist überzeugt: „Mit den richtigen Sicherheitskonzepten wären das Recht auf Bildung und das Recht auf Gesundheit auch in Pandemiezeiten kein Widerspruch. Und dafür treten wir ein!“.
Das Interview mit Mati Randow ist hier nachzuhören: radio.samariterbund.net
Franziska Springer
Das könnte Sie auch interessieren
Aktionen
#zeitfürwasgscheits - FSJ beim Samariterbund
Genug mit langweiligem Rumhängen, es ist „Zeit für was g‘scheits“ - n&au...
#samaritergepflegt
Das Thema Pflege wird derzeit heiß diskutiert. Doch dabei darf es nicht nur ums Geld gehen. Im...
Zivildienst
Etwa 1.400 engagierte junge Männer leisten jährlich ihren Zivildienst beim Arbeiter-Samari...
Kommentare