Was ist eigentlich Gesundheit?

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Der folgende Artikel ist ein Versuch, einen sehr gebräuchlichen Begriff einmal zu hinterfragen und auch zu erheben, was Menschen darüber denken – mithilfe der sozialen Medien und jeder Menge Recherche.

Was ist eigentlich Gesundheit?
Was ist eigentlich Gesundheit?

Seit tausenden Jahren befasst sich die Menschheit mit Krankheiten und ihrer Heilung. Egal, ob Aristoteles‘ Theorie der „goldenen Mitte“ (griechisch für Mitte: Mesotes), die eigentlich für die Ethik gedacht war und dann auf die Heilkunde übertragen wurde im Sinne von einem gesunden Maß zwischen Übermaß und Mangel, etwa im Hinblick auf die Ernährung, oder der stark verkürzte Ausspruch von Paracelsus, einem Mitbegründer der pharmazeutischen Chemie, „Die Dosis macht das Gift.“ Alles dreht sich um die Vermeidung und Heilung von Krankheiten. Griechen wie Römer verehrten Asklepios, den Gott der Heilkunde, an den wir uns heute aufgrund der Darstellung des Asklepiosstabes an jeder Apotheke erinnern.

Auch wir als Arbeiter-Samariter-Bund Österreichs stellen in dieser langen Heiltradition keine Ausnahme dar, denn besonders im Rettungsdienst sind wir stets dann zur Stelle, wenn die Symptome einer Erkrankung zum Äußersten führen. Wir helfen und retten. Und auch aktuell befassen wir uns vorwiegend mit der Bekämpfung von Krankheiten und ihren Symptomen. Die letzten beiden Jahre haben uns das klar vor Augen geführt. Der Erhalt der Gesundheit wird, wenn er denn thematisiert wird, etwa in Form von Impfungen, äußerst kontrovers diskutiert.

Gesundheit hinterfragt

Doch was ist eigentlich Gesundheit? Ist sie die bloße Abwesenheit von Krankheit oder etwa mehr? Hier halte ich es zunächst mit dem römischen Dichter Juvenal, der bereits zwischen dem 1. und 2. Jahrhundert feststellte, dass es für Gesundheit einen „gesunden Geist in einem gesunden Körper“ brauche. Hier schwingt schon ein zweiter Punkt mit, der für einen umfassenden Gesundheitsbegriff vonnöten ist: die psychische/seelische Gesundheit. Das deckt sich auch mit der Begriffsdefinition der WHO (Weltgesundheitsorganisation), die schon 1946 – also ein Jahr nach Ende des zweiten Weltkriegs – formuliert wurde.

Gesundheit ist ein Zustand des vollständigen körperlichen, geistigen und sozialen Wohlergehens und nicht nur das Fehlen von Krankheit oder Gebrechen.

WHO

Das deckt sich auch mit dem heutigen Gesundheitsverständnis, das im nächsten Teil beleuchtet wird. Wichtig ist laut WHO neben der körperlichen und geistigen Komponente der Gesundheit auch das soziale Wohlergehen, was durchaus Fragezeichen aufwerfen kann. Vielfach wird es in etwa so interpretiert: eine gute Einbettung in die Gesellschaft, ein stabiler Kreis an Familie, Freund*innen und Gruppen, in die man eingebunden ist. Spannend ist auch, dass schon Mitte der 1940er-Jahre das „Wohlergehen“ in die Definition eingeflossen ist. Damit wird klar: Nicht nur das Fehlen von Krankheit, soziale Einbindung und geistige Gesundheit, sondern auch Zufriedenheit mit den eigenen Lebensumständen sind maßgeblich für einen Zustand von Gesundheit.

Was sagt die Community?

Genau zu diesen Ergebnissen führt auch eine kleine, feine – natürlich nicht repräsentative – Umfrage, die ich in einer Facebook-Gruppe mit rund 30.000 Mitgliedern gestartet habe. Die Frage „Was bedeutet für dich Gesundheit?“ wurde über mehrere Tage hinweg beantwortet und diskutiert. Das Fazit zeigt, dass zu einem aktuellen Gesundheitsbegriff definitiv mehr gehört als das bloße Fehlen von Krankheit. Die Befragten setzten einen klaren Fokus auf die psychische Gesundheit und die Möglichkeit, das eigene Leben zu gestalten. Damit kommt zur seelischen Komponente noch eine weitere hinzu: Freiheit. Denn, so die Verfasserin des Kommentars: „Erst mit der Freiheit, also persönlicher Wahl- und Entscheidungsfreiheit, kann ich mich wohlfühlen. Das Wohlfühlen ist für mich die wichtigste Voraussetzung für Gesundheit.“

Wieder andere Kommentator*innen (wobei es überwiegend Frauen waren, die sich mit der Frage auseinandersetzten) betonten, dass für sie Gesundheit auch auf den Lebensstil zurückzuführen ist und hoben, angelehnt an Aristoteles, das „gesunde/richtige Maß“ hervor: Nicht zu viel und nicht zu wenig. Kein kompletter Verzicht, aber alles in Maßen, denn – und da sind wir wieder bei Paracelsus – „Die Dosis macht das Gift.“ Zugegeben, manche Kommentare waren an der Grenze zur Esoterik, andere wiederum medizinisch höchst fragwürdig, aber man war sich einig: „Bewegung und Sport, nicht immer Schnitzel und Stelze und es muss ja nicht jedes Mal das Bier sein.“

Moderne Medizin als Hilfestellung

Eine Ärztin aus der Gruppe fügte auch noch die Prävention zur Diskussion hinzu: „Es ist klar, nur wenn wir einmal krank sind, also eine Infektion oder Ähnliches haben, wissen wir den Zustand von Gesundheit umso mehr zu schätzen. Aber Gesundheit lässt sich nicht nur wiederherstellen, sondern auch bewahren.“ Damit sprach sie die Vorbeugung an, die – auch das stellten Gruppenmitglieder fest – immer ein wenig nach dem erhobenen Zeigefinger klingt. Gutes Essen, gute Getränke, Laster wie Rauchen oder Alkohol – für viele eine Lebensweise, die ihnen wichtig ist. Genuss als Lebensphilosophie. Doch, wie schon erwähnt: Nicht nur der Verzicht und das rechte Maß, sondern auch die Vorbeugung im klassisch medizinischen Sinn ist essenziell: Vorsorgeuntersuchungen wie Mammographie, der regelmäßige Gang zum/zur Urolog*in oder der jährliche Gesundheitscheck bei dem/der Allgemeinmediziner*in des Vertrauens helfen, die Gesundheit zu bewahren. Findet sich doch einmal etwas, ist die Chance auf schnelle Hilfe umso größer.

In diesem Sinne: Bleiben Sie gesund! ˜

Stefanie Kurzweil

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