Repair- Festival Konsumierst du noch oder reparierst du schon?

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Die Reparatur ist ein wichtiges Instrument, um der Klimakrise entgegenzutreten. Das erste Wiener Repair-Festival will ein bewussteres Konsumverhalten und die Sensibilität für Nachhaltigkeit in den Fokus stellen.

Richard Sbüll bei der Arbeit
Richard Sbüll bei der Arbeit

Es ist ein Freitagnachmittag im Oktober. Eine kleine Gruppe von Menschen trifft sich in der Mommsengasse im vierten Bezirk vor dem Schauraum des Supersonic Vienna. Hier ist die erste Station des heutigen Grätzelwalks, der im Rahmen des Repair-Festivals stattfindet. Richard Sbüll hat diesen speziellen Reparatur-Betrieb gegründet. Hier trifft Alt auf Neu und umgekehrt. Vor allem alte Röhrenradios haben es dem studierten Mikroelektroniker angetan. Und wenn dann der Chef via Bluetooth eine Hifi-Anlage aus den 60ern ansteuert, dann beeindruckt das nicht nur des superfeinen warmen Sounds wegen, den das Vintage-Audio-Gerät im Raum verteilt. „Wir verstehen uns als Restauratoren. Und Reparatur ist nur ein partieller Bestandteil der Restauration. Wir retournieren diese Geräte dann in einem optischen Zustand, der dem Neuwert nahekommt. Und technisch stehen sie dann besser da als vorher. Das ist aufwendig und kostet. Aber da geht es auch um Emotionen“, erklärt Sbüll.

Wenn man auf die Dinge achtet und sie pflegt, dann kann man sie auch lange verwenden.

Wertschätzung versus Wegwerfprodukt

Die Geräte, die hier die Werkstatt verlassen, sind meist Teil einer persönlichen Vergangenheit und erzählen viele Geschichten. Mit viel Liebe zum Detail bringt Richard Sbüll die akustischen Oldtimer wieder in Schuss. Zudem renoviert er auch alte Röhrenfernsehgeräte oder auch sogenannte Musikmöbel. “Alles, was man repariert und weiterverwendet, landet schlussendlich nicht auf dem Schrottplatz, sondern bleibt in der Kreislaufwirtschaft. Ich persönliche richte auch mein privates Leben auf Nachhaltigkeit aus. Meine Schuhe sind zum dritten Mal repariert und mein Auto ist trotz seines Alters fast ein Neuwagen. Das ist eine Grundeinstellung. Wenn man auf die Dinge achtet und sie pflegt, dann kann man sie auch lange verwenden“, ergänzt Sbüll. Da gehe es auch sehr viel um Wertschätzung. Die ist im Laufe der Jahrzehnte abhandengekommen, rückt aber wieder mehr ins Bewusstsein.

 

Vor der Wegwerfgesellschaft - Zurück in die Zukunft

Die Zeiten, als man sich dafür geschämt hat, Dinge zu reparieren, sollten der Vergangenheit angehören. Denn nichts ist endlos auf dieser Welt. Vor allem Rohstoffe und Energie nicht. „Neben der Ressourcenschonung ist die Reparatur natürlich auch ein Akt der Selbstermächtigung“, führt Tina Zickler im Gespräch aus. Sie hat dieses Festival ins Leben gerufen. Jahrhundertelang war es Usus, kaputte Gegenstände des täglichen Lebens zu reparieren. Egal, ob es sich um ein beschädigtes Werkzeug, ein Loch im Gewand oder um einen abgerissenen Knopf handelte. Das Wissen und die Fertigkeiten zur Reparatur wurden ganz selbstverständlich von Generation zu Generation weitergegeben. Hier möchte das Festival anknüpfen und bietet Ausstellungen, Informationen und Workshops an. „Wir müssen angesichts der Klimakrise endlich zur Tat kommen. Und da gilt es, auf vielen Ebenen aktiv zu werden. Und die Reparatur ist ein mächtiges Werkzeug, um unseren ökologischen Fußabdruck zu verkleinern“, ergänzt Zickler. Zudem mache es den Menschen Spaß, Dinge zu reparieren. Das sieht Zickler auch bei den Workshops mit Schulklassen. Gerade in der jüngeren Generation tut sich da was, ist die Kuratorin überzeugt. „Und, wenn es die eigenen Fähigkeiten übersteigt, kann man die Dinge auch zu einem Handwerker oder einer Handwerkerin bringen. Wir müssen einfach wieder weg von dieser Wegwerfmentalität.“

Nach einer Stunde zieht die kleine Gruppe weiter zum nächsten Betrieb. Dabei handelt es sich um einen Rad-Reparaturshop im Sonnwendviertel. Es gäbe noch viele Geschichten über das Reparieren zu erzählen. Doch dazu kommen wir sicher ein anderes Mal. ˜

Georg Widerin

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