Zwei Wienerinnen setzen sich für Alternativen zur Fast-Fashion-Industrie und gegen die Wegwerfgesellschaft ein. Durch Visible Mending, die sichtbare Reparatur von Kleidungsstücken, schaffen sie besondere Einzelstücke und einen wichtigen Beitrag für die Umwelt.
Die Textilindustrie zählt zu den größten Treibhausgasverursachern weltweit. Vor allem die Fast-Fashion-Industrie, die für die Produktion unglaublicher Massen an Mode verantwortlich ist, fügt der Umwelt enorme Schäden zu. Viele Kleidungsstücke werden billig gekauft und nur ein paar Mal getragen, bevor sie im Müll oder bei der Altkleidersammlung landen, wo sie häufig nicht fachgerecht entsorgt oder weiterverarbeitet werden.
Nur als klassische Änderungsschneiderei sehen wir uns nicht.
Die Lösung dazu heißt Slow Fashion. Und ist eigentlich so naheliegend und einfach, wie auch kostensparend und klimaschonend. Es geht darum, ein Kleidungsstück so lange wie möglich zu tragen. Löchrige Pullover und T-Shirts flicken zu lassen, ist wesentlich umweltfreundlicher, als sie neu zu kaufen – selbst wenn sie Fairtrade zertifiziert und aus Bio-Baumwolle sind.
Dass geflickte oder gestopfte Kleidung wunderschön aussehen kann, zeigen die beiden Wienerinnen Serafina Spatt und Alina Santis in ihrem neuen Pop-up-Store RESI in Wien Neubau. In den Räumlichkeiten eines ehemaligen Wirtshauses in der Mondscheingasse Ecke Zollergasse haben sie ihren beruflichen Traum verwirklicht und Mode mit Nachhaltigkeit vereint.
Visible Mending – sichtbar reparieren
„Der Fokus bei unseren Reparaturen liegt auf Visible Mending – die sichtbare Reparatur von Kleidung. Dadurch wird kaputte Kleidung wieder tragbar und zu einem Unikat“, erklärt Alina Santis.
Die 35-jährige Schneiderin hat Modedesign studiert und liebt es, mit traditionellen Stick- und Stopftechniken kaputte Kleidung zu neuen Lieblingsstücken zu verwandeln. Dabei kommen alte japanische Techniken zum Einsatz, wie etwa die Sashiko Sticktechnik, die aufgrund ihrer unübertroffenen Haltbarkeit und Effizienz auch schon von Bauern und Bäuerinnen sowie Fischer*innen zur Reparatur ihrer Arbeitskleidung eingesetzt und geschätzt wurde. Da diese alte Technik zudem dekorativ ist, hat dazu geführt, dass sie für Visible Mending bestens geeignet ist.
„Wir reparieren alles“, sagt Serafina Spatt: „Von der Jean bis zum Pullover, vom Rock bis zur Socke – schadhafte Kleidung aller Art, denn fast jeder Stoff ist reparierbar. Nur als klassische Änderungsschneiderei sehen wir uns nicht.“
Die 35-Jährige ist Kultur- und Sozialanthropologin und hat sich im Rahmen des Masterstudiums Global Studies intensiv mit nachhaltigem Konsum beschäftigt. Denn neben der kreativen, handwerklichen Arbeit geht es Spatt und ihrer Mitstreiterin vor allem um eines: „Wir verstehen unsere Arbeit auch als politisches Fashion-Statement. Wir möchten Handlungsalternativen zur Fast-Fashion-Industrie aufzeigen und die Lebensdauer von Kleidungsstücken verlängern“, erklärt Spatt.
Reparaturservice und Workshops
Das Geschäftsmodell kommt gut an. Die Kundschaft in der Werkstatt reicht von der Studentin bis zur Pensionistin. „Unsere Kundinnen und Kunden sind sehr oft Menschen, die ihre Lieblingsstücke bringen, die sie wieder tragbar gemacht haben wollen. Auch Männer und ganze Familien kommen zu uns“, freut sich Spatt, der die Bewusstseinsbildung vor allem bei Kindern und Jugendlichen ein großes Anliegen ist: „Wir bieten nicht nur das Reparaturservice an, sondern auch Do-it-yourself-Workshops für Leute, die selbst aktiv werden wollen. In den Workshops können sie Stick- und Stopftechniken lernen. Dafür haben wir eine kleine feine Auswahl an Reparaturzubehör wie bunte Garne und Stoffe.“
„Wir haben begonnen, mit allgemeinbildenden Schulen und Berufsschulen zusammenzuarbeiten. Dabei haben wir bemerkt, dass viele Jugendliche keine Verbindung zum Reparieren haben, sich dafür aber interessieren, wenn man es ihnen näherbringt“, so Spatt.
Woher kommt eigentlich der Firmenname RESI?
„Er ist eine Abkürzung für ‘Repariere sichtbar‘. Der Name gefällt uns auch deshalb so gut, weil wir mit klassischen und traditionellen Techniken arbeiten. Und das spiegelt der traditionelle und vielleicht etwas altmodische Name sehr gut wider“, lächelt Santis.
Susanne Kritzer
Infos zu Shop finden Sie hier: www.resislowfashion.at
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