Corona-Abstriche nehmen, Verdachtsfälle in häusliche Quarantäne bringen, Proben aufbewahren und ÄrztInnen assistieren. Wie systemrelevant die Arbeit von Zivildienern und haupt- und ehrenamtlichen RettungssanitäterInnen ist, wird uns jetzt einmal mehr bewusst. Drei von ihnen kommen hier zu Wort.
Was ich hier erlebt habe, das vergesse ich nicht. Das prägt sich sehr ein. Man kämpft für das Leben, und das ist eine gute Erfahrung.
Als Maximilian Hassler im Dezember des vergangenen Jahres seinen Zivildienst antrat, dachte er nicht, dass das Coronavirus nach Europa kommen und er damit zu tun haben würde. Doch wenige Monate später war alles ganz anders, und seither hat der 19-Jährige täglich vor Augen, dass wir in einer Ausnahmesituation leben: Gemeinsam mit einem Fahrer besucht er Corona-Verdachtsfälle und nimmt Mund-Nasen-Abstriche. „Durchschnittlich sind das etwa sechs pro Tag, aber es können an manchen Tagen auch zwölf sein und dann wieder nur drei“, erzählt der junge Mann.
Im Auftrag des Roten Kreuzes befinden sich täglich drei Krankentransportwagen des Samariterbundes mit seinem Personal im Einsatz, um Verdachtsfälle zu testen. „Anfangs war es ungewohnt, weil manche Leute beim Nehmen des Abstrichs im Bereich der Nasenschleimhäute schmerzempfindlich reagieren“, so Hassler. Doch die Erfahrung hat ihn gelehrt, immer gleich ein Taschentuch für die PatientInnen zur Hand zu haben.
Haupt- und Ehrenamtliche
Oliver Decker ist seit März 2018 als hauptamtlicher Rettungssanitäter im Team des Samariterbundes und im Bereich des Ärztefunkdienstes tätig. „Als ich von der Möglichkeit bei der Abnahme von Corona-Abstrichen mitzuarbeiten, erfahren habe, habe ich mich sofort gemeldet und zuteilen lassen“, erzählt der 24-Jährige: „Ich habe zwar Respekt vor dem Virus, aber keine Angst. Wir haben ausreichend Informationen und Regeln, wie man sich bestmöglich schützt. Das Thema Hygiene ist im Rettungsdienst nichts Neues.“
Vor allem im März und April begleitete Decker die ÄrztInnen des Ärztefunkdienstes und assistierte ihnen bei der Durchführung von Corona-Tests. Dabei unterstützte er beim Anlegen und Ausziehen ihrer Schutzkleidung, sorgte für Desinfektionsmaterial, nahm telefonisch Kontakt zu den PatientInnen auf, um sich über ihren Gesundheitszustand zu informieren, beschriftete und verwahrte Proben und erledigte viele andere wichtige Formalitäten.
Oliver wartete, während der Arzt den Abstrich nahm, mit Schutzbrille und FFP3 Maske geschützt in sicherem Abstand im Stiegenhaus. Sobald die PatientInnen die Wohnungstür geschlossen hatten, eilte er zum Arzt, hielt ihm den Frischhaltebeutel auf, in den dieser die Probe gleiten ließ. In einer 12-Stunden-Schicht passierte dies durchschnittlich 25 bis 30 Mal. Neben seinen Corona-Einsätzen arbeitet Decker auch ehrenamtlich bei der Gruppe Simmering des Samariterbundes. „Ich arbeite in einem tollen Team. Es macht Spaß und man tut etwas Sinnvolles!“
Während der Fahrer beim Krankentransportwagen bleibt, nimmt Hassler die Abstriche gleich an der Wohnungstüre der PatientInnen und muss die Wohnung nicht betreten. Sorge um eine eigene Ansteckung mit dem Coronavirus hatte er noch nie: „Ich weiß, dass ich sehr gut geschützt bin.“
Wie lange die Pandemie auch noch dauern wird, Maximilian Hassler malt sich die Zeit danach positiv aus: „Ich hoffe, dass der Mehrheit der Menschen im Bewusstsein bleibt, was sie am Leben schätzt, welche Bedeutung es hat, Freunde zu treffen, ein Konzert oder die Oper zu besuchen und die Freiheit genießen zu können.“
Auch wenn sein Zivildienst erst in ein paar Wochen endet, spricht er schon jetzt von einer „wertvollen Zeit“, die er im Rettungs- und Krankentransportdienst erfahren hat.
Fahrten in die Quarantäne
Auch Julian Redl, der derzeit seinen Zivildienst beim Samariterbund leistet und als Rettungssanitäter im Einsatz ist, hat die ganze Palette der Corona-Einsätze kennengelernt: „Wir sind alles gefahren“, erinnert er sich an die besonders intensive Anfangsphase der Pandemie: Viele Verdachtsfälle, die zu Beginn der Krise ihre Tests im Kaiser-Franz-Josef-Spital machten, transportierte Julian Reed nach Hause in die Quarantäne, wo sie auf ihr Testergebnis warteten. „Nach jeder Fahrt haben wir den Wagen eine halbe Stunde gereinigt und desinfiziert“, erzählt er. „Ich habe in dieser Zeit sehr viel über Hygiene erfahren und schätzen gelernt, dass man jung ist.“
Julian Redl liebt es, Einsätze zu fahren, Menschen zu unterstützen und aktiv helfen zu können: „Mein Zivildienst endet bald. Ich werde die Zeit vermissen. Deshalb möchte ich unbedingt ehrenamtlich weiterarbeiten.“
Wir bedanken uns bei allen Zivildienstleistenden, Rettungssanitäterinnen und Rettungssanitätern für ihren wertvollen Einsatz!
Weitere Informationen und Geschichten finden Sie auch im Sam - dem Samariterbund Magazin
Aktionen
#zeitfürwasgscheits - FSJ beim Samariterbund
Genug mit langweiligem Rumhängen, es ist „Zeit für was g‘scheits“ - n&au...
#samaritergepflegt
Das Thema Pflege wird derzeit heiß diskutiert. Doch dabei darf es nicht nur ums Geld gehen. Im...
Zivildienst
Etwa 1.400 engagierte junge Männer leisten jährlich ihren Zivildienst beim Arbeiter-Samari...
Kommentare