Mahlzeit statt Müll

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Der Samariterbund Wien engagiert sich in der Lebensmittelabfallvermeidung und unterstützt damit den Klimaschutz und bedürftige Menschen.

Mahlzeit statt Müll
Mahlzeit statt Müll

Die stark gekrümmte Gurke schmeckt genauso gut“, sagt Christian Schmidt. Er ist einer, der es wissen muss. Seit mehr als 15 Jahren ist er im Gemüseanbau tätig. 2014 eröffnete er seinen eigenen landwirtschaftlichen Betrieb auf der Simmeringer Haide, wo er neben Gurken auch Paradeiser, Paprika und viele verschiedene Salate und Kräuter anbaut. „Wir leben von unserem Anbau. Da ist es naturgegeben, dass wir nichts wegschmeißen wollen“, sagt Schmidt.

O.Löhlein und C.Schmidt
O.Löhlein und C.Schmidt

Dass künftig auch die Kund*innen der Sozialmärkte des Samariterbund Wiens Produkte aus seinem Anbau erhalten werden, freut Schmidt, Vorsitzender der SPÖ-Bauern. Gemeinsam mit einigen anderen Landwirten spendet er künftig jede Woche zu stark gekrümmte Gurken oder zu klein geratene Paradeiser, Kohlrabi, Radieschen und andere Produkte, die es als sogenannte Klasse 2 Ware nicht in die Supermärkte schaffen und auch nicht vermarktet werden können, aber dennoch ausgezeichnet genießbar sind. Der Samariterbund Wien gibt diese Waren in einer der fünf Sozialmarkt-Filialen an bedürftige Menschen weiter.

„Ich kann nur den Hut ziehen, dass es Organisationen wie den Samariterbund Wien gibt, die Menschen unterstützen, denen es wirtschaftlich nicht so gut geht“, sagt Schmidt. „Unser Dank gilt den landwirtschaftlichen Betrieben, die unser Projekt zur Lebensmittelabfallvermeidung unterstützen und ihre guten Waren spenden“, bedankt sich Oliver Löhlein, Geschäftsführer des Samariterbund Wiens bei allen Sponsoren und Unterstützern dieser Kooperation.

Die Lebensmittelverschwendung ist für unglaubliche 3,3 Gigatonnen CO2-Emissionen verantwortlich und damit sogar der drittgrößte Klimasünder nach den USA und China.

Retter der Lebensmittel

„Der Samariterbund holt die Waren einmal wöchentlich ab. Die Bauern, die das Projekt unterstützen, spenden jene Menge, die sonst übrig bleibt, das variiert von Woche zu Woche“, weiß Isabella Haunschmid. Sie ist Landessekretärin der Wiener SPÖ-Bauern und eine begeisterte Unterstützerin des Projekts gegen Food Waste. Nicht wegschauen, sondern unbürokratisch helfen, ist ihr Motto. „Ich habe mich sofort dafür eingesetzt, dass die Kooperation schnell zustande kommt. Sie ist für alle ein großer Gewinn“, freut sich Haunschmid.
Die Verschwendung von Lebensmitteln nimmt immer größere Ausmaße an und belastet die Umwelt massiv. In Österreich werden rund 20 Prozent des CO2-Fußabdrucks durch die Herstellung und Weiterverarbeitung von Nahrungsmitteln verursacht. Weltweit werden 40 Prozent der erzeugten Nahrungsmittel nie gegessen, sondern entsorgt. Die Lebensmittelverschwendung ist für unglaubliche 3,3 Gigatonnen CO2-Emissionen verantwortlich und damit sogar der drittgrößte Klimasünder nach den USA und China.
Allein in Österreich landet jährlich rund eine Million Tonnen genießbarer Nahrungsmittel im Müll. Ein Teil davon kommt von Speisen aus der Außer-Haus-Verpflegung. Darunter versteht man Speisen, die in Großküchen, für das Catering oder in Kantinen zubereitet werden. Hier ist es nicht immer leicht einzuschätzen, wie viele der zubereiteten Speisen auch tatsächlich gegessen werden. Das traurige Ergebnis sind Unmengen an Abfall.
„Um einen wesentlichen Beitrag zur Lebensmittelabfallvermeidung zu leisten, müssen wir Nahrungsmittel entlang der gesamten Wertschöpfungskette von der Produktion in der Landwirtschaft bis hin zur zubereiteten Speise in unserer Arbeit berücksichtigen“, sagt Oliver Löhlein, der sich seit Jahren in den verschiedensten Tätigkeitsbereichen des Samariterbund Wiens für ökologische Nachhaltigkeit einsetzt.
Das Österreichische Ökologie Institut hat nun gemeinsam mit dem Samariterbund Wien und den Partnern Impacts Cateringsolutions GmbH, Social food vienna und der Stadt Wien – Prüf-, Inspektions- und Zertifizierungsstelle (MA 39) ein klimafreundliches Projekt ins Leben gerufen und ist damit von Klimastadtrat Jürgen Czernohorszky mit dem ersten Nachhaltigkeitspreis der Stadt Wien ausgezeichnet worden: Die „Lebensmitteldrehscheibe Wien – Soziale Weitergabe von Speisen aus der Außer-Haus-Verpflegung“.

Lebensmittelrettung und Klimaschutz

Dabei wurde ein Modell entwickelt und getestet, das der Weitergabe von genießbaren Lebensmitteln und Speisen aus Großküchen dient, die derzeit entsorgt werden müssen. Nach diesem Modell können Speisen nun sicher und im rechtlichen Rahmen an soziale und sozioökonomische Einrichtungen weitergegeben werden. Der Samariterbund Wien ist dabei verlässlicher Logistik-Partner in der Abholung und Weitergabe der Lebensmittel an armutsgefährdete Menschen.

Auch die Firma Gourmet, spendet übriggebliebene Portionen
Auch die Firma Gourmet, spendet übriggebliebene Portionen

Wie kann man Partner der Lebensmitteldrehscheibe werden?

Für eine möglichst flächendeckende Lebensmittelrettung in Wien und Umgebung werden gerne weitere Partner in das Projekt Lebensmitteldrehscheibe aufgenommen. Als Partner konnten bereits die renommierten Firmen Radatz, Gourmet, Eurest Österreich GmbH und der Catering-Spezialist Food affairs FEINE ESSKULTUR gewonnen werden.

„Je mehr Lebensmittel wir retten, desto effizienter können wir Notleidenden helfen und Ressourcen schonen. Gerne nehmen wir weitere Partner aus der Außer-Haus-Verpflegung auf, die Lebensmittel abgeben wollen und holen sie gerne ab“, sagt Georg Jelenko, Leiter der Sozialmärkte des Samariterbund Wiens. Bedingt durch den Lockdown konnten in den vergangenen Wochen Gastronomen und Lebensmittelproduzenten viele Waren nicht verkaufen und gaben sie an armutsgefährdete Menschen weiter. Der Samariterbund organisierte die Abholung und bedankt sich bei allen Spender*innen sehr herzlich. Privatpersonen können Lebensmittel gerne in einem der fünf Samariterbund-Sozialmärkte abgeben.

Wenn auch Sie die Aktion unterstützem möchten bitten wir um Kontaktaufnahme unter: sozialmarkt[et]samariterwien.at

 Susanne Kritzer

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