Am 29. September 2024 wurde gewählt. Der Samariterbund stellte fünf Forderungen an die nächste Bundesregierung.
Ich fordere ein Ende der Ankündigungspolitk! Den vollmundigen Versprechungen müssen endlich Taten folgen. Immer mehr Menschen fühlten sich zuletzt von der Regierung im Stich gelassen“, erklärt Reinhard Hundsmüller, Bundesgeschäftsführer des Samariterbundes.
Die Ergebnisse der Nationalratswahl 2024 bestimmen den gesellschaftspolitischen Kurs, der in Österreich gefahren wird. Derzeit schlingert das Staatsschiff durch unruhige Zeiten – ohne klar erkennbare Orientierung, ohne Empathie, ohne Menschlichkeit und Weitsicht und vor allem auch ohne kompetente Besatzung. Unklar bleibt die Positionierung in der Welt. Verschiedene Krisen haben zuletzt für unproduktive Unruhe und schädlichen Streit gesorgt. Auch deswegen sind viele nötige Reformen halbherzig auf unbestimmte Zeit verschoben worden. Obwohl dringender Handlungsbedarf herrscht und wichtige Kurskorrekturen anstehen, scheint sich die Politik mit dem Slogan zu begnügen: „Nicht das Erreichte zählt – das Erzählte reicht“.
Damit muss jetzt Schluss sein. Der Samariterbund ist eine der größten Gesundheits- und Sozialorganisationen in diesem Land und stellt nun folgende fünf Forderungen an die neue Bundesregierung, damit an die großen Traditionen unseres Sozialstaats angeknüpft und mit neuen Ideen und Strategien für ein gerechtes modernes Österreich gesorgt werden kann.
Unsere fünf Forderungen:
- Österreich braucht ein zukunftstaugliches, flächendeckendes und ausfinanziertes Pflegesystem.
- Österreich braucht einen starken Katastrophenschutz mit moderner Ausrüstung.
- Österreich braucht ein modernes Rettungswesen mit erweiterten Befugnissen.
- Österreich braucht ein verlässliches, armutsfestes Gesundheitssystem.
- Österreich braucht ein professionelles, vorbildliches Freiwilligen-Management.
Zukunftstaugliche Pflege aufbauen
Der Pflegebedarf in Österreich wird immer größer. Aber anstatt diesem gesellschaftspolitischen Dilemma mit einer durchdachten Gesamtstrategie zu begegnen, haben die Entscheidungsträger bis dato lediglich Einzelmaßnahmen umgesetzt – mit dem Ergebnis, dass das heimische Pflegewesen einem Fleckerlteppich gleicht. Arbeitsbedingungen, Angebote und Kosten unterscheiden sich von Bundesland zu Bundesland. Der Samariterbund pocht daher auf eine österreichweite Gesamtreform! Ziel muss es sein, das Zuständigkeits-Wirrwarr strukturell zu bereinigen und die Pflege auf finanziell gesicherte Beine zu stellen.
„Wir fordern die Bundesregierung auf, sich zur nachhaltigen und flächendeckenden Versorgungssicherheit und Ausfinanzierung im Bereich der Pflege zu bekennen und umzusetzen“, betont Hundsmüller. Das bedeutet unter anderem einen Ausbau von Pflege- und Betreuungseinrichtungen bzw. unterschiedlicher Wohn- und Betreuungsformen – in Kombination mit einer Personal- und Ausbildungsoffensive und einer gesicherten Finanzierung sowohl für die Betroffenen als auch die Pflegeorganisationen.
Katastrophenhilfe stärken
Der Klimawandel ist unübersehbar auch in Österreich angekommen. Überflutungen, Hitzewellen und Murenabgänge führen uns mit beunruhigender Regelmäßigkeit vor Augen, wie wichtig ein moderner und starker Katastrophenschutz ist.
Um im Ernstfall schnell und effizient reagieren zu können, sind eine zeitgemäße Ausrüstung und ausreichend finanzierte Einsatzkräfte unabdingbar. „Das neue Bundesgesetz zur Unterstützung von Rettungs- und Zivilschutzorganisationen ist der erste Schritt in die richtige Richtung“, stellt Hundsmüller fest. 22 Millionen Euro jährlich werden seit heuer den Einsatzorganisationen zur Verfügung gestellt – eine durchaus beachtliche Summe, aber angesichts der gestiegenen Anforderungen nicht ausreichend. „Wenn es um die Sicherheit der Bevölkerung geht, darf nicht gespart werden. Wir appellieren daher eindringlich, hier weitere Budgetmittel freizumachen.“
Modernes Rettungswesen mit erweiterten Befugnissen
Fakt ist: Die gesundheitspolitischen Herausforderungen können mit der heutigen Struktur und Organisation des Rettungswesens nicht bewältigt werden. Aus diesem Grund mahnt der Samariterbund schon seit längerem eine notwendige Rettungswesen-Reform ein. Eine Novellierung des bestehenden Sanitätergesetzes ist ein Gebot der Stunde!
Als wichtigsten Eckpunkt einer dringend notwendigen Rettungswesen-Reform nennt Hundsmüller eine mehrstufige Sanitäter-Ausbildung, die sich endlich an europäischen Standards orientiert: „Bedarfsorientiert ausgebildete und entsprechend eingesetzte Sanitäter:innen haben enormes Potenzial, unser Gesundheitssystem – das in den nächsten Jahren immer mehr unter Druck geraten wird – zu entlasten.“
Ehrenamt modernisieren
„Österreich ist ein Land des Ehrenamtes. Die erfolgreiche soziale Mission des Samariterbundes wäre ohne das bewundernswerte Engagement der tausenden Ehrenamtlichen nicht denkbar“, unterstreicht Hundsmüller die große Bedeutung der Freiwilligenarbeit. Damit das auch in Zukunft so bleibt, muss die Politik geeignete Rahmenbedingungen schaffen. Gleichzeitig betont Hundsmüller, dass ein professionelles Freiwilligen-Management immens wichtig ist. Der Samariterbund warnt ausdrücklich davor, das Ehrenamt als Selbstläufer zu sehen und allein aus vermeintlichen Kostengründen zu forcieren.
„Es gibt viele Stellschrauben, an denen man drehen könnte, um das Ehrenamt zeitgemäß zu gestalten“, so Hundsmüller und pocht in diesem Zusammenhang auf eine rechtlich verbindliche und österreichweit einheitliche Absicherung der Einsatzkräfte.
„Österreich vertraut uns!“
Der aktuelle Vertrauensindex bestätigt: NGOs (Nichtregierungsorganisationen) genießen in Österreich ein großes Vertrauen. Mit einem Wert von 70 Prozent positioniert sich der Samariterbund im Spitzenfeld der vertrauenswürdigsten NGOs.
Dazu Samariterbund-Bundesgeschäftsführer Reinhard Hundsmüller: „Unsere haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie unsere Zivildienstleistenden machen es möglich, dass wir jeden Tag dort im Einsatz sind, wo Menschen in Not unsere Hilfe benötigen. Der hohe Vertrauensindex ist das Ergebnis der herausragenden und harten Arbeit unserer Samariterinnen und Samariter.“
Franziska Springer
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