Wie schädlich sind Smartphones für Kinder?

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Stundenlanges Chatten, Gamen, Posten, Swipen und Scrollen auf TikTok, Instagram & Co: Immer mehr Kinder und Jugendliche verbringen den Großteil ihrer Freizeit mit dem Smartphone. Dr. Manuela Macedonia, Neurowissenschaftlerin an der Linzer Johannes Kepler Universität, über den Einfluss von Smartphones auf das  Selbstwertgefühl, die Qualität des Schlafs und die Fähigkeit zur Empathie.

Kinder und Jugendliche verbringen den Großteil ihrer Freizeit mit dem Smartphone (Fotos: istock)
Kinder und Jugendliche verbringen den Großteil ihrer Freizeit mit dem Smartphone (Fotos: istock)

Welche Auswirkungen hat die intensive Verwendung von Smartphones auf das kindliche Gehirn?

Das kindliche Gehirn ist besonders plastisch, was bedeutet, dass es sich durch Erfahrungen stark verändert. Eine intensive Smartphone-Nutzung kann dazu führen, dass sich das Gehirn in einer Weise entwickelt, die bestimmte kognitive und soziale Fähigkeiten nicht optimal fördert.

Welche Folgen kann dies haben?

Bei sehr jungen Kindern kann übermäßiger Smartphone-Gebrauch zu Verzögerungen in der Sprachentwicklung führen, da weniger direkte Interaktionen mit Eltern und anderen Menschen stattfinden, die für das Erlernen der Sprache wichtig sind. Die verminderte Aufmerksamkeitsspanne ist ein weiteres Phänomen, das sowohl Eltern als auch Lehrkräfte beschäftigt. In der Tat belegen zahlreiche Studien, dass Kinder, die viel Zeit mit Smartphones verbringen, oft Schwierigkeiten haben, sich über längere Zeiträume zu konzentrieren. Die ständige Ablenkung durch Benachrichtigungen und die schnelle Abfolge von Informationen können die Fähigkeit zur Konzentration und zur tiefen Aufmerksamkeit beeinträchtigen.

Vielen Kindern und Jugendlichen fällt es schwer, selbst am Abend ihre Smartphones wegzulegen …

Die Nutzung von Smartphones vor dem Schlafengehen kann den Schlaf negativ beeinflussen. Das blaue Licht der Bildschirme kann die Produktion von Melatonin stören, einem Hormon, das den Schlaf-Wach-Rhythmus reguliert. Dies kann zu Schlafmangel und damit verbundenen kognitiven und emotionalen Problemen führen.
Smartphones bieten eine virtuelle Realität, die oft weniger komplex und weniger herausfordernd ist als reale Interaktionen und Erfahrungen. Dadurch können Kinder wichtige Lerngelegenheiten verpassen. Geringes Selbstwertgefühl, Ängste und Depressionen können durch die Nutzung sozialer Medien und den ständigen Vergleich mit anderen entstehen.

 

Dr. Manuela Macedonia, Neurowissenschaftlerin, Johannes Kepler Universität Linz
Dr. Manuela Macedonia, Neurowissenschaftlerin, Johannes Kepler Universität Linz

Welche Apps sollten Kinder auf ihrem Smartphone nicht verwenden und warum?

Kinder sollten nie gewalttätige Games am Smartphone haben. Die Aktivität der Amygdala, eines Bereichs des Gehirns, der für emotionale Reaktionen wie Angst und Aggression verantwortlich ist, kann gegenüber gewalttätigen Inhalten eine verstärkte Aktivierung aufweisen. Dies kann zu einer erhöhten Erregung und Stressreaktionen führen. Auch eine reduzierte emotionale Reaktion wird als Folge einer wiederholten Nutzung gewalttätiger Spiele beobachtet. Diese Desensibilisierung kann zu einer Abschwächung der emotionalen Reaktion auf echte Gewalt führen und das Mitgefühl beeinträchtigen.

Gibt es ausschließlich negative Auswirkungen? Oder auch positive?

Ein moderater und bewusster Gebrauch des Smartphones kann positive Aspekte haben, wie den Zugang zu Bildungsinhalten und die Möglichkeit, mit entfernten Freunden und der Familie in Kontakt zu bleiben. Die Balance und die Art der Nutzung sind allerdings entscheidend für die Auswirkungen auf das kindliche Gehirn. Persönlich bleibe ich der Meinung, dass Kinder besser ohne Smartphone auskommen und dass die Risiken die Vorteile überwiegen.

Welchen Rat können Sie besorgten Eltern mitgeben?

Eltern sollten klare Regeln und Bildschirmzeitbegrenzungen setzen, bildschirmfreie Zonen schaffen und alternative Aktivitäten wie Sport und kreative Projekte fördern. Sie sollten sich als Vorbilder im Umgang mit Technologie präsentieren und Medienkompetenz sowie sichere Internetnutzung vermitteln. Auch sollten Eltern auf regelmäßige Schlafgewohnheiten achten und Regeln an das Alter und den Entwicklungsstand der Kinder anpassen. Ich empfehle, Elternkontroll-Apps und Bildschirmzeit-Berichte zu verwenden, um die Nutzung zu überwachen. Kinder sollten aber auch aufgeklärt und in die Regelgestaltung involviert werden, um Konflikte zu minimieren und einen gesunden Umgang mit Smartphones zu gewährleisten. ˜

Susanne Kritzer

Podcast „Gehirn einfach erklärt“

Dr. Manuela Macedonia betreibt den Podcast „Gehirn einfach erklärt“. In den Episoden 22 und 23 geht es um Medienkonsum, Sucht und Empathie.

 

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