Krieg, Klimawandel und Krankheiten sorgen bei Erwachsenen für Unsicherheit. Und auch an Kindern und Jugendlichen gehen Krisen nicht spurlos vorbei. Der Samariterbund hilft, wo er kann.
Im Idealfall machen Krisen stärker“, erklärt Barbara Juen. In einem Interview mit der Tageszeitung „Der Standard“ stellt die Gesundheitspsychologin mit den Schwerpunkten Notfallpsychologie, Krisenintervention und Akuttraumatisierung fest, dass vor allem auch Kinder offene Worte brauchen, um Krisen bewältigen zu können. Sie benötigen Hilfe von Erwachsenen. Malen sie beispielsweise plötzlich Szenen des Krieges, dann können Eltern oder Lehrende empfehlen, als Zeichen der Hoffnung „auch einen Rettungswagen, ein Krankenhaus oder den Wiederaufbau zu zeichnen“.
Vor allem die Corona-Pandemie betrifft alle Bevölkerungsgruppen. Doch Kinder und Jugendliche leiden anders als ältere Menschen.
Wenn der Kontakt zum gleichaltrigen Freundeskreis fehlt, wenn eingeschränkte Bildungsangebote, fehlende Lehrstellen und diffuse Zukunftsängste den Alltag belasten, können Depressionen, Angstzustände oder Essstörungen die Folgen sein. Kinder- und Jugendpsychiater*innen schlagen Alarm.
Studie zeigt Verunsicherung auf
Eine aktuelle Studie der Zeitschrift „Eltern“ dokumentiert, was Familien in diesen Krisenzeiten bewegt und was ihnen Halt gibt. Laut der Untersuchung „Kinder.Krise.Kraft!“ ist vor allem bei den Themen Krieg (75 %), wirtschaftliche Entwicklung (73 %) und Zukunftschancen der eigenen Kinder (71 %) die Verunsicherung der Eltern groß. Die Corona-Pandemie tritt dabei fast schon in den Hintergrund. Das vergangene Jahr scheint besonders bei den Müttern Spuren hinterlassen zu haben. Sie sind, verglichen mit den Vätern, allgemein stärker verunsichert.
Das gilt besonders bei den Themen Zukunftschancen der Kinder (77 % Mütter vs. 65 % Väter), persönliche finanzielle Lage (67 % vs. 56 %) und Corona-Pandemie (46 % vs. 35 %). Die Befragung zeigt aber auch: Der Blick fürs Positive hat sich geschärft. So sagen 43 % der Befragten, dass sie – im Vergleich zu vor zwei, drei Jahren – nun mehr zu schätzen wissen, wie gut es ihnen geht. Ebenso viele empfinden den Zusammenhalt in der Familie als noch wertvoller.
Am größten ist die Verunsicherung bei Familien mit einem Haushaltseinkommen von unter 2000 Euro netto. Sie sorgen sich am meisten. Niedriges Einkommen ist also definitiv ein Risikofaktor für Wohlbefinden.
Gerade in Zeiten, in denen es an sozialer Wärme mangelt, dürfen wir die Kinder nicht allein lassen.
Rituale und soziale Kontakte
Rituale geben 49 % der Familien Kraft. 83 % essen täglich gemeinsam, 76 % unternehmen miteinander Ausflüge, 68 % pflegen Zubettgeh-Rituale. Die Ressourcen sind (nicht nur in Krisenzeiten) Nähe, Kontakt und Intimität mit den Liebsten. Und so herausfordernd das Familienleben auch sein kann, Kinder geben ihren Eltern wiederum viel Kraft. Das sagen immerhin 79 % aller Befragten (84 % der Mütter, 73 % der Väter). Ebenso ist die Partnerschaft für 62 % ein stärkender Faktor. Männer und Frauen scheinen aus unterschiedlichen Quellen Kraft zu schöpfen. Für Mütter sind das soziale Umfeld und Familien-Rituale bedeutsam, für Väter ein sicherer Job, Hobbys und Sport.
Die Politik muss handeln
Wer Krisen bewältigen muss, kann Hilfe gut gebrauchen. Knapp drei Viertel der Befragten (73 %) finden, dass Eltern mehr unterstützt werden müssten. Ganz oben auf der Wunschliste stehen neben dem Finanziellen: mehr Flexibilität im Job (69 %), mehr Verständnis für die Bedürfnisse von Eltern und Kindern (69 %) und mehr Rücksicht vom Arbeitgeber für berufstätige Eltern (67 %). Viele Eltern wünschen sich eine Politik und eine Arbeitswelt, die Familien stärkt. Für ihre Kinder wünschen sie sich, dass sie gut in das soziale Gefüge, in das sie hineinwachsen und das ihnen später im Leben Halt gibt, eingebettet sind. Denn ein starkes Selbstbewusstsein (66 %), eine gute Bildung (62 %) sowie Vertrauen in den Rückhalt der Familie (60 %) sind die drei wichtigsten Dinge, die Eltern ihren Kindern mitgeben möchten.
Kinderrechte sichern!
„Die Kinderrechte der Vereinten Nationen gelten auf der ganzen Welt – sowohl in Entwicklungs- als auch in Industrieländern und auf den internationalen Fluchtrouten. Von einer lückenlosen Umsetzung ist man jedoch da wie dort weit entfernt. Die NGOs allein können nicht erfolgreich sein, da ist auch ein Handeln der Regierungen nötig“, sagt Samariterbund-Präsident Franz Schnabl.
Bereits 1924 hat die Generalversammlung des Völkerbundes in der „Genfer Erklärung“ die Rechte von Kindern gefordert: Zugang zu Bildung, körperliches und geistiges Wohlergehen, Schutz vor Ausbeutung sowie Förderung und Unterstützung in Notsituationen. Und seit 1989 heißt es in der UN-Kinderrechtskonvention, dass jedes Kind auf der Welt ein Recht auf Überleben, persönliche Entwicklung und Schutz vor Ausbeutung und Gewalt hat. Der Samariterbund übernimmt Verantwortung und hat das Wohl von Kindern mit mehreren Initiativen ständig im Fokus.
Stiftung „Fürs Leben“
„Gerade in Zeiten, in denen es an sozialer Wärme mangelt und die Zahl der sozial benachteiligten Familien in Österreich steigt, dürfen wir die Kinder nicht allein lassen“, so Schnabl.
Schlecht geheizte Wohnungen und mangelhafte Ernährung machen krank. Oft scheuen Eltern aus Angst vor Extrakosten mit ihren Kindern den Besuch beim Arzt, weil nicht alle Therapien von den Krankenkassen gedeckt werden. Für diese Fälle hat der Samariterbund im Jahr 2006 die Wohlfahrtsstiftung „Fürs Leben“ (www.fuersleben.at) gegründet.
„Wir haben uns zum Ziel gesetzt, den von Armut betroffenen Familien zu helfen, die etwaige medizinische Zusatzkosten für ihre Kinder nicht selbst tragen können. Bisher konnte die Stiftung dank der Spenderinnen und Spender hunderten Kindern unbürokratisch und rasch helfen. Gesundheit darf kein Luxusgut sein“, so Schnabl.
Sozialmärkte für Familien
In den Sozialmärkten des Samariterbundes können Menschen mit niedrigem Einkommen Dinge des täglichen Bedarfs besonders kostengünstig einkaufen. Das erleichtert die finanzielle Anspannung im Haushalt und nützt auch den Kindern und Jugendlichen. Neben Pensionist*innen gehören vor allem Alleinerzieher*innen und kinderreiche Familien zu den Sozialmarkt-Kund*innen des Samariterbundes.
Die SamLa kids-Geschäfte in Mattersburg und Neusiedl (Burgenland) bieten ein buntes Second-Hand-Sortiment – spezialisiert auf Kindersachen. Dort findet man modische Kleidungsstücke und Schuhe sowie Jacken, Hauben und allerlei weitere Utensilien wie z. B. Spielzeug für alle Altersstufen und viele Kinderbücher.
Ganz im Sinne gelebter Nachhaltigkeit werden Kinderbücher nicht nur zum Verkauf, sondern auch zum Verleih angeboten: Die Benützung der SamLa kids-Bücherbörse ist für Kinder und Schüler*innen kostenlos.
Fündig werden kann man übrigens auch in den niederösterreichischen SamLa-Shops in Purkersdorf und Ebreichsdorf.
Spielen Sie Christkind!
Bei der Weihnachtsaktion von Samariterbund und Österreichischer Post AG können Packerln kostenlos an sozial benachteiligte Kinder verschickt werden.
„Unsere Aktion ist heuer wichtiger denn je! Wir stehen vor einem – vor allem für viele Familien – sehr schweren Winter. Immer mehr Kinder sind von Armut betroffen. Mit ‚Spielen Sie Christkind‘ zeigen wir diesen Mädchen und Buben, dass jemand da ist, der an sie denkt“, so Samariterbund-Bundesgeschäftsführer Reinhard Hundsmüller.
Die Idee, für Kinder in Armut Christkind zu spielen, kam von Anfang an gut an. Im Laufe der letzten zehn Jahre ist die Zahl der Unterstützer*innen stetig gestiegen, im Vorjahr durfte der Samariterbund im Namen des Christkinds mehr als 20.000 Weihnachtsgeschenke überreichen.
„Wir blicken auf mittlerweile zehn Jahre ‚Spielen Sie Christkind‘ zurück, vielen Kindern konnten wir zu Weihnachten Zuversicht und Hoffnung schenken“, betont der Generaldirektor der Österreichischen Post AG, Georg Pölzl.
Die Samariterjugend hilft mit
Tatkräftig unterstützt wird die Aktion von der Samariterjugend. Die jungen Samariter*innen helfen beim Sortieren und Verteilen der Pakete, die rund um die Weihnachtsfeiertage an Kinder aus sozialen Einrichtungen und benachteiligten Familien in ganz Österreich verteilt werden.
Die Samariterjugend ist in vielen Regionen Österreichs aktiv und bietet Kindern und Jugendlichen im Alter zwischen sechs und 18 Jahren coole Action und viele Abenteuer, bei denen man auch lernt, dass Helfen spannend ist. Die Teilnahme ist gratis.
„Der Samariterbund unterstützt das Bemühen der Europäischen Union, die Jugendlichen in gesellschaftspolitische Prozesse einzubeziehen und dabei zu unterstützen, freiwillig Verantwortung in Ehrenämtern zu übernehmen“, so Hundsmüller abschließend.
Georg Biron
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